Vom Gardasee über die Toskana nach Venetien

Moniga del Garda (Gardasee) - Livorno (Toskana) - Florenz (Toskana) - Cavallino (Venetien)

Vorgeschichte

Erst drei Wochen zuvor aus unserem Urlaub in Lido di Spina (Emilia-Romagna) und Lignano (Friaul-Julisch Venetien) zurückgekehrt (hier geht's zum Reisebericht), packten wir Ende September erneut unser Wohnmobil und machten uns ein weiteres Mal auf den Weg nach Italien. Herbsturlaub Part 2.

Wir geben zu: Einfacher wäre es gewesen, beide Reisen miteinander zu kombinieren. Arbeitstechnisch war das jedoch nicht möglich und abgesehen davon hätte die Planung dann vermutlich auch ganz anders ausgesehen. So aber gab es zwei wunderbare Einzelreisen und zwischendurch konnten wir die vielen Eindrücke der ersten verarbeiten.

Auch für diese Mini-Rundreise ließ ich Anton nahezu freie Hand. Aufgrund meiner Frustration über die verhängte Urlaubssperre Anfang des Jahres war ich vollkommen ideenlos und weil Anton auch bisher immer ein gutes Händchen für die richtigen Ziele hatte, sollte er nur machen. Schlussendlich wurde dann ja trotzdem noch einmal alles von mir final abgesegnet.

Entstanden ist schließlich eine wunderschöne kleine Rundreise vom Gardasee in die Toskana und weiter nach Venetien. Es sollte eine bunte Mischung aus Kultur, Natur & Genuss werden. Wir waren sehr gespannt und freuten uns darauf.


Tag 1: Anreise nach Moniga del Garda am Gardasee (Westufer)

Nachdem wir auf unserer letzten Reise Anfang September viel zu spät gestartet und aufgrund dessen eine ganze Weile im Stau gestanden waren, sollte es dieses Mal ein kleines bisschen früher losgehen. Punkt 6 Uhr saßen wir im Wohnmobil. Let's go!

Tatsächlich kamen wir dieses Mal gut durch. Kein Stau weit und breit. Der Verkehr floss und nach etwas über drei Stunden über Innsbruck und Bozen gönnten wir uns eine kleine Pause an einer Raststätte in Südtirol mit einem ersten, 'richtigen' Cappuccino. Mmmhh! Sogar eine eingezäunte Hundewiese gab es hier. Perfekt für das Austreten unserer Vierbeiner.

Gegen 11.30 Uhr erreichten wir Peschiera del Garda am südlichen Ende des Gardasees. Hier hatten wir uns bereits vorab einen Supermarkt mit großem Parkplatz gesucht, bei dem wir unsere Vorräte für die nächsten Tage aufstocken wollten. Tatsächlich erkannten wir den Markt von unserem Aufenthalt in Peschiera im Herbst 2018 wieder. Damals waren wir noch in Mobilheimen unterwegs.

Alle Einkäufe verstaut, ging es nun dem ersten Ziel unserer Reise entgegen: Camping Piantelle in Moniga del Garda am Westufer des Sees, wo wir eine gute halbe Stunde später auch schon eintrafen. Tatsächlich reisten wir dieses Mal mit etwas gemischten Gefühlen an den Gardasee. Der letzte Aufenthalt in Bardolino an der Ostseite war zwar sehr schön, vor allem aber für unsere Hunde mit sehr viel Stress verbunden (zu viele Menschen, zu laut, zu chaotisch, zu eng). Weil wir den Aufenthalt im Camping Piantelle jedoch schon weit im Voraus gebucht und keine Lust auf einen Storno hatten, gaben wir dem Gardasee nun doch noch eine (letzte?) Chance.

Schon bei der Einfahrt waren wir mehr als positiv überrascht. Statt der uns am Gardasee bekannten engen Wege erwartete uns eine zweispurige Ein- und Ausfahrt und generell war die gesamte Anlage sehr weitläufig gestaltet. Das gefiel uns. Der Check-In war sehr freundlich und aufgrund meiner Online-Registrierung vor ein paar Tagen auch schnell erledigt.

Keine fünf Minuten später standen wir auf unserem Stellplatz Nr. 84 in erster Reihe zum See. Oh mein Gott! War das traumhaft!! Im Gegensatz zum letzten Campingplatz La Rocca in Bardolino, bei dem wir durch einen hohen Zaun vom See getrennt waren und gefühlt wie die Affen im Zoo von den vorbei laufenden Passanten begafft wurden, trennte uns hier keine Mauer und kein Zaun vom Seeufer und aufgrund der Erhöhung bekam man auch von den (sehr wenigen) Spaziergängern kaum etwas mit. Die Uferpromenade war ein reiner Fußweg, Radfahren verboten. Zwar hielten sich (mal wieder) nicht alle daran (ist ja auch schwierig, Schilder zu lesen). Aber es war deutlich ruhiger und angenehmer. Und der Ausblick … einfach unbeschreiblich!

Damit sich unsere mal wieder mehr als aufgeheizte Mia beruhigen konnte, drehten wir erst einmal eine kleine Kennenlern-Runde über den Platz, ehe es ans Einrichten ging. Mit allem Drum und Dran sind wir doch immer eine gute Stunde damit beschäftigt. Aber es soll ja auch schön und gemütlich sein.

Punkt 14 Uhr waren wir fertig und genossen jetzt erst einmal die von Anton angerichtete Brotzeitplatte; unter strengen Blicken der Nachbarshündin, die unser Handeln hier am Platz sehr genau beobachtete. Unseren Vierbeinern war das egal. Zum Glück lassen sie sich von ihren Artgenossen auf den Campingplätzen selten beeindrucken.

Nach einem weiteren Spaziergang über einen Teil der Anlage und vor zum See machten Anton und die Hunde es sich am Platz mit Fußball gucken bequem, während ich auch schon wieder los düste. Bei dem schönen Wetter hielt es mich einfach nicht lange auf dem Stuhl. Ich war neugierig auf die Umgebung und spazierte entlang der Uferpromenade in Richtung Ortskern Moniga del Garda, der etwa 1 Kilometer vom Platz entfernt liegt. Während des Wegs streift man die ein oder andere süße kleine Bar. Am Strand machten es sich die Badegäste bequem. Generell war aber erstaunlich wenig los. Dabei sah das türkisfarbene Wasser so wunderbar einladend aus.

Einige Zeit später erreichte ich die Via del Porto und somit auch den Porto Nautica in Moniga del Garda. Der Hafen ist mit 280 Liegeplätzen die am besten ausgestattete Marina am gesamten Gardasee und seit 2005 sogar noch eco-friendly orientiert. Heute fand eine kleine Bootsschau statt. Hochpreisige Yachten wurden näher vorgestellt. Tja, die ein oder andere hätte mir schon auch ganz gut gefallen …

Entlang der Via del Porto reihen sich stylische Restaurants und Bars aneinander. Auch weitere Campingplätze sind hier zu finden. Eine Einkaufsmeile sucht man allerdings vergeblich. Hier bog ich schließlich ab in Richtung Innenstadt. Im Blick hatte ich das Castello del Mongia, die Burg, die ich schließlich auch auf Umwegen und über steile Hänge entlang der Via San Giovanni erreichte.

Das Castello thront auf einem Hügel mit Olivenbäumen und ist symmetrisch aufgebaut. Der rechteckige Grundriss wird an den Ecken von runden Wehrtürmen abgeschlossen. In der Mitte der Mauern findet man einen jeweils halbrunden Turm. Den Eingangsbereich dominiert ein eckiger, großer Turm. Erstaunt hat mich, dass man im Inneren Wohnhäuser vorfindet, die jedoch erst sehr viel später entstanden und somit auch keine authentischen Bauten mehr sind.

Generell ist die gesamte Anlage gut erhalten. Ich spazierte die drei Via Castello's entlang (1,2,3) und war ganz begeistert von den vielen Fotomotiven, die sich mir hier boten. Alles war so liebevoll gestaltet, auch die kleinen Gärten, in denen Hochbeete angelegt waren und der ein oder andere Gartenzwerg um die Ecke blinzelte. Durchquert man die gesamte Anlage, erreicht man einen kleinen Parkplatz, dahinter befindet sich ein der Burg vorgelagerter Park. Auch er ist auf jeden Fall einen Besuch wert, hat man von hier nochmals einen schönen und uneingeschränkten Blick auf das gesamte Castello.

Direkt gegenüber der Burg, an der Strada Provinciale 39, steht die gelbe Chiesa di San Martino Vescovo, eine der ältesten Kirchen der Umgebung. Kurz in das Innere geblickt, machte ich mich langsam wieder auf den Rückweg. Eigentlich wollte ich ja 'nur mal kurz um die Ecke' schauen und war doch schon wieder über eine Stunde unterwegs. Nicht zu bremsen. :-)

Wieder zurück am Platz, machten wir es uns jetzt alle auf unseren gemütlichen Stühlen bequem und genossen einfach nur den fantastischen Ausblick. Einige Zeit später drehten wir mit den Hunden nochmals eine kleine Runde, bevor uns Anton den heute erstanden frischen Fisch (Lachs & Garnelen) auf den Grill legte. Lecker!!

Zum Sonnenuntergang schnappte ich mir dann doch nochmal die Kamera und düste kurz los an den Strand. So wunderschön. Ich konnte mich an den Farben und an der Umgebung einfach nicht sattsehen und war unglaublich dankbar für diesen so gelungenen Start in den Urlaub mit einem absolut perfekten Stellplatz, der besser kaum möglich ist. Auch unsere Hunde fühlten sich hier von Beginn an wohl.


Tag 2: Wanderung nach Moniga del Garda & Padenghe sul Garda

Erst einmal ausgeschlafen, starteten wir gegen 10 Uhr mit den Hunden auf den ersten Spaziergang am Gardasee. Heute ging es entlang der Uferpromenade in Richtung Moniga del Garda. Also den Weg, den ich gestern bereits ausgekundschaftet hatte. Aufgrund des Sonntags war bereits einiges los, so dass der Weg mal wieder eine kleine Herausforderung für Mia darstellte. Trotzdem ging es direkt weiter zum Porto Nautica und darüber hinaus zum Rondell mit den Bars und Cafés. Auch Hunde wachsen an ihren Aufgaben und dank einer kleinen Pause auf einer abgelegenen Bank konnte sich Mia langsam und mit Abstand an den Trubel gewöhnen. Tröstend war die Tatsache, dass nur wenige Meter von uns ein anderer Hund saß, dem es ganz genauso erging. Es gibt eben doch viel mehr Angsthunde als man denkt.

Eigentlich hieß es seitens der Rezeption, dass die Hunde von 7 bis 19 Uhr lediglich auf der Uferpromenade erlaubt seien, nicht aber vorne am Strand. Nachdem aber die Italiener selbst alle ihre Hunde mit nach vorne nahmen und sogar mit ihnen Schwimmen gingen, nutzten auch wir die ein oder andere entlegene Ecke fürs Pfötchen ins Wasser tauchen. Ich finde, mit genügend Rücksichtnahme und Abstand (sowie Hund an der Leine!) ist alles möglich.

Eine gute Stunde unterwegs gewesen, gab es jetzt aber erst einmal ein ausgiebiges Frühstück für uns. Mit ausgepowerten Hunden war das deutlich entspannter. Die Sonne brannte vom Himmel. Jetzt um 11 Uhr hatte es bereits um die 30 Grad. Und das Anfang Oktober! Unglaublich. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.

Bevor ich auf meinen heutigen Ausflug startete, packten wir erneut unsere Hunde zusammen und liefen die andere Richtung am See entlang. Diese Strecke war fast noch schöner, weil es hier weder Bars noch Restaurants gibt und es somit sehr ruhig ist. Wir streiften den ein oder anderen Campingplatz, aber auch tolle Villen mit großen Gärten, Poolanlagen und eigenen Boots-Garagen.

Der langgezogene Strand (natürlich nur aus Stein und Kies) hat uns richtig gut gefallen. Mia fand hier ihre Leidenschaft fürs Klettern über Stock und Stein und hatte richtig viel Spaß daran. Generell hatte sie ihre Angst inzwischen vollkommen abgelegt und stolzierte fortan happy und neugierig immer vorne weg, war teilweise gar nicht mehr zu bremsen. Beide Hunde fühlten sich hier sichtlich wohl. Für uns definitiv ein Grund, wieder zu kommen. Wir alle Vier fanden es hier unglaublich schön und Camping Piantelle wird uns in jedem Falle wiedersehen.

Nun hatten wir sie aber wirklich richtig ausgepowert. Beide fielen hundemüde, aber sichtlich glücklich in ihre Kuschelstühle. Anton nutzte die Zeit fürs Arbeiten, ich machte mich auf den Weg zu meinem heutigen Ausflug.

Eigentlich war dieser ja mit meinem E-Bike geplant. Doch leider hatten wir vor der Reise nicht mehr daran gedacht, den Akku zu checken und stellten nun fest: Leer! Blöd gelaufen. Und so wurde aus dem Fahrradtrip kurzerhand eine Wanderung. Ich bin da ja flexibel.

Gestern hatte ich zwar das Castello von Moniga del Garda besucht, nicht aber den Ortskern – und das wollte ich nun nachholen. Entlang der Uferpromenade und an der jungen Schwanenfamilie vorbei, weiter zum Porto Nautica und dort abgebogen, erreichte ich mit der Via Vittoria Emanuele I nach rund zehn Minuten die Altstadt, die sich mit ihren engen Gassen und Straßen ihren mittelalterlichen Charme bewahrt hat.

Hier wirkte es wie ausgestorben. Nur hier und da quetschte sich ein Auto durch die Gassen, Fußgänger waren kaum zu sehen. Die Häuser sind in bunten Farben angestrichen und wer – so wie ich – gerne Fenster und Türen fotografiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Auch auf den Häuserfassaden waren teilweise bunte Gemälde angebracht.

Moniga del Garda ist unter Weinkennern weit bekannt, da es das Weinbauzentrum des Roséweins Chiaretto ist und somit auch als Città del Chiaretto bezeichnet wird. Auch der Anbau von Olivenöl ist hier weit verbreitet; auf unserem Campingplatz wurde eines der (angeblich) besten Öle der Region verkauft.

Einmal um die Piazza San Martino herum, spazierte ich die Via Carlo Alberto entlang, im Blick eine großzügig angelegte Parkanlage mit Monument. Weiter ging es wieder direkt zum Castello Moniga del Garda, das ich heute jedoch rechts liegen ließ und weiter der Via San Giovanni folgte. Entlang der Hauptstraße in die Stadt, der Via Pergola, gibt es einen schön angelegten Holzsteg, von dem aus man fantastische Ausblicke auf den Gardasee genießt. Gegenüber der L'Osteria verließ ich den Weg jedoch wieder und spazierte entlang der Via Monte Tapino und der Str. Vicinale Piantelle durch ein Wohnviertel in Richtung Padenghe sul Garda. Auch hier reihen sich wieder zahlreiche Villen aneinander. Eine schöner als die andere. Dazwischen findet man aber auch viele Grünflächen und besonders schön waren natürlich die Weinanbaugebiete.

Der Via Giuseppe Verdi gefolgt, bog ich am Kreisverkehr schließlich ab in die Via Posserle und konnte von hier aus bereits den Kirchturm der Chiesa Parrocchiale di Santa Maria Assunta e Saint Emilianus erkennen. Nach einer guten halben Stunde war ich in Padenghe sul Garda angekommen.

Die Ortschaft steht auf einem Hügel in schönster Panoramalage und ist Teil des Valtenesi-Tals. Die Besiedlung geht auf die neolithische Zeit zurück, in der römischen Epoche galt die Stadt als wichtiger Handelshafen. Die Villen und Tempel stammen zum Teil von Mailänder Adelsfamilien.

Einen kurzen Blick ins Innere der Kirche geworfen und vom imposanten Innenleben mit einem wundervoll gestalteten Mosaik-Boden sowie zahlreichen Kostbarkeiten überwältigt, sah ich mich entlang der Via Italo Barbieri näher um, wo sich ein schönes Gebäude an das nächste reiht. Allen voran die Villa Barbieri, die heute Sitz des Rathauses ist und vor allem mit ihren Torbögen und Säulen besticht. Irgendwie war ich schon wieder komplett allein auf weiter Flur. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Schon komisch, wo sind nur all die Menschen hin?

'Wenn man nicht weiß, wohin mit dem Trödel, verpackt man es am besten als Kunstwerk.' So gesehen hier direkt vor dem Rathaus. Anfangs noch vermutet, man hätte den Sperrmüll vergessen, entdeckte ich dann doch eine gewisse Konstante in diesem Sammelsurium von alten Kommoden, Stühlen und Türen. Naja, wem's gefällt …

Einem Wegweiser Richtung Castello Padenghe sul Garda folgend, erreichte ich eher durch Zufall enge Gassen und Brücken, die über einen Kanal gespannt waren. Wenig später fand ich mich in einer mittelalterlichen Straße wieder. Das Castello befindet sich allerdings etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel und so lief ich die Via Antonio Gramsci entlang, bog eine Seitenstraße ab und quälte mich die mehreren Stufen nach oben. Bei der Hitze war das wirklich richtig anstrengend. Aber ich hatte das Ziel ja im Auge. Oben angekommen, drehte ich mich erst einmal um genoss den wunderbaren Ausblick über Padenghe sul Garda und darüber hinaus auf den Gardasee. Einfach atemberaubend schön.

Das Castello Padenghe sul Garda ist eine der zehn Burg- und Festungsanlagen, die in dieser Gegend auch gerne als Ricetti bezeichnet werden (das Castello Moniga del Garda zählt ebenfalls dazu). Sie ist zwar nicht die größte, dafür aber die komplexeste der Ricetti des Valtenesi-Gebiets.

Wie so häufig, entstand die Burg in ihrem heutigen Erscheinungsbild über mehrere Jahrhunderte hinweg. Beginnend im 10. Jahrhundert, folgten bis ins 16. Jahrhundert hinein mehrere Türme, Gräben und Tore. Zwischen 1966 und 1971 wurde die Burg vollständig restauriert. Wie für die Gegend üblich (und wie ich auch schon beim Castello Moniga del Garda entdeckt hatte) befindet sich auch hier im Innenhof eine Wohnsiedlung. Die Häuser stehen in drei Reihen und sind teilweise direkt an die Ringmauer gebaut. Auch eine hübsche Bed&Breakfast-Unterkunft gibt es hier. Ein tolles Ambiente.

Ich schlenderte durch die Anlage und konnte so einige Gemeinsamkeiten zu Moniga del Garda erkennen. Auch hier gab es einen sogar recht groß angelegten Garten. In jede noch so kleine Ecke geblickt, stieg ich zum Abschluss des Rundgangs noch die Stufen zur Aussichtsplattform des Eingangsturms hoch, die jedoch vollkommen verglast ist. Dennoch genießt man einen schönen Rundumblick auf die umliegende Landschaft bis zur Halbinsel von Sirmione. Wer noch etwas Zeit hat, kann auch den um die Burg herumführenden Wanderweg ablaufen, da sich von hier aus ebenfalls noch schöne Ausblicke bieten.

Eine gute halbe Stunde hier aufgehalten, machte ich mich langsam wieder auf den Weg und folgte dem Pfad zur Via Antonio Gramsci, wo sich übrigens auch ein größerer Parkplatz befindet. Im Chiosco Belvedere mit kühlen Getränken versorgt, spazierte ich nun entlang dieser Straße wieder gemütlich zurück in den Ort. Ich durchstreifte erneut die mittelalterlichen Gassen, erreichte wieder die imposante Kirche und lief den mir bereits bekannten Weg zurück nach Moniga del Garda.

Doch statt über die Wohnviertel zu laufen, ging es dieses Mal direkt entlang der Hauptstraße auf einem schön ausgebauten Rad- und Fußweg, den ich auf Höhe der L'Osteria an der Via Pergola wieder verließ. Von hier führte mich der Pfad Sentiero Madonna della Neve direkt zur gleichnamigen Kirche. Sie ist umgeben von hohen Zypressen und einem Bach, dahinter befindet sich der Gemeindefriedhof und nur wenige Meter weiter bereits der Eingang zu unserem Campingplatz Piantelle.

Nach knapp drei Stunden war ich wieder zurück. Hinter mir lag eine wundervolle Wanderung und irgendwie war ich ganz froh, dass der Akku meines Fahrrads heute geschwächelt hatte. Das Wandern tat gut und dadurch hatte ich Ecken entdeckt, die ich mit Rad vermutlich nicht gesehen hätte.

Die Freude war groß, als ich wieder am Stellplatz auftauchte und gemeinsam ging es jetzt erst einmal auf einen Kaffee und Tiramisu ins platzeigene Café. Die Hunde waren ganz angetan von der Eisdiele und es sah ganz so aus, als würden sie sich jeden Moment eine Kugel Eis bestellen. Benita stand zumindest mit einem Bein bereits im Laden und beobachtete die Eisverkäuferin gaaanz genau.

Im Anschluss drehten wir eine ausgiebige Runde über den Platz und waren erstaunt ob seiner Größe. Riesige Stellplätze, aber auch Sportbereiche, großzügige Waschhäuser und zahlreiche unterschiedliche Mobilheime waren hier zu finden. Am Swimmingpool tobten die Kids, im gerade erst vor ein paar Tagen neu eröffneten Supermarkt war die Auswahl an Produkten sehr überschaubar, außer frischer Brötchen am Morgen benötigten wir aber ohnehin nichts.

Gleich hinter der Rezeption befindet sich eine Hundewiese, in welcher man die Vierbeiner auch mal ohne Leine toben lassen kann. Eine nette Idee, wir mussten aber erst einmal suchen. Die Wiese ist relativ hoch eingezäunt und von Hecken umfasst, außerdem stehen einige Olivenbäume mittendrin. Richtiges Sausen kann zum Hürdenlauf werden; aber Hunde sind ja gelenkig. Wir hielten uns nicht lange auf. Zum Sausen hatten beide gerade so gar keine Lust.

Den restlichen Abend verbrachten wir schließlich wieder ganz gemütlich auf unserem Platz, genossen die Abendstimmung, die sich langsam über den See legte und grillten ganz nebenbei unser Abendessen.

Über unsere neu hinzu gekommenen Nachbarn konnten wir jedoch nur den Kopf schütteln. Da bucht man sich einen Platz in erster Reihe zum See, hat einen so traumhaften Ausblick – und was machen sie? Bauen sich ein Vorzelt auf und verschließen ALLES! Sitzen in ihrem Plastik-Kabuff und betrachten den See durch das milchige Plastikfenster. Den ganzen Tag! Wir bekamen sie kaum zu Gesicht. Und wenn, würdigte man uns keines Blickes, sondern verschwand sofort wieder hinter seinen vier Plastik-Wänden. Also bei manchen frage ich mich ja schon, was genau sie unter Campen verstehen … Schade um den tollen Platz, den andere Camper sicherlich viel mehr zu schätzen gewusst hätten.


Tag 3: Rundgang durch Desenzano del Garda

Weil unser Stellplatz so schön dem Sonnenaufgang zugewandt lag, biss ich heute Morgen mal in den sauren Apfel und stellte mir den Wecker auf 07.00 Uhr. Eigentlich ein absolutes No-Go im Urlaub, aber was tut man nicht alles für ein schönes Foto?

Mein innerstes Ich konnte es wohl nicht mehr erwarten, denn schon um 6.45 Uhr lag ich hellwach im Bett. Also schnell in die Klamotten geworfen und aus dem Wohnmobil geschlichen. Zum Glück hoben die Vierbeiner nur verständnislos den Kopf. Der Zweibeiner bekam sowieso nichts mit. :-)

Draußen war ich nicht die einzige mit Kamera in der Hand. Sowohl auf den benachbarten Parzellen als auch unten am Strand sah man den ein oder anderen warten. Auch Jogger und Gassigeher waren bereits unterwegs. Also um diese Zeit bräuchte ich meinen Hunden damit nicht kommen.

Die Farben waren grandios. Die aufgehende Sonne hüllte See und Umgebung in ein herrlich rosa-purpurnes Licht. Es lag eine wundervolle Stille über dem See, nur hier und dort hörte man die Vögel zwitschern. All die Menschen um mich herum waren ebenso mucksmäuschenstill.

Und so stand ich da eine gute Viertelstunde. Gähnend … und langsam fröstelnd. Denn auch wenn es tagsüber 28 bis 30 Grad hatte; nachts kühlte es dafür auch schon auf einstellige Temperaturen ab. 'Alle Fotos im Kasten' zog ich mich daher kurze Zeit später wieder ins kuschelige Bett zurück. Jetzt noch ein paar Stündchen schlafen …

Nach einer kurzen Gassirunde gegen 10 Uhr gab es jetzt erst einmal wieder ein ausgiebiges Frühstück, bei dem wir die morgige Weiterreise in die Toskana besprachen. Der Platz im Chianti-Gebiet war bereits gebucht, doch beim Prüfen der Reisestrecke fielen uns aktuelle Bewertungen auf, die so gar nicht unseren Vorstellungen entsprachen. Je mehr wir lasen, desto weniger Lust hatten wir auf diesen Platz. Von 'völlig schiefen Stellplätzen, die man selbst mit drei Keilen nicht ausgleichen könne', über 'Dauerbeschallung des Theaters, das direkt hinter den Plätzen liegt' bis hin zu einer 'echt schwierigen und steilen Anreise, die man sich lieber ersparen sollte', war alles mit dabei. Da der Platz hauptsächlich Glamping-Unterkünfte bereit hält, jedoch nur ganze fünf Plätze für Wohnmobile, wollten wir kein Nischenprodukt sein und beschlossen kurzerhand, umzubuchen.

Eigentlich schade, denn auf das Chianti-Gebiet an sich hatte ich mich schon gefreut. Auch wenn vorherige Recherchen bereits ergeben hatten, dass die drei Tage hier sehr ruhig werden könnten. Denn außer einem Weingut und Mini-Dörfer gab es in (mit Rad) fahrbarer Nähe nichts besonders Interessantes. Aber mit dem jetzigen Wissen würden wir dort nicht glücklich werden. Beim nächsten Mal müssen wir wohl doch vorab wieder etwas ausgiebiger recherchieren.

Doch nun musste eine Alternative her. Bleiben wir in der Toskana oder soll es nach Rimini oder San Marino gehen? Strand oder Landesinnere? Mir fiel ein Platz ein, den Anton erst vor kurzem nahe Livorno entdeckt hatte und der ihm damals ganz gut gefiel. Hier gab es zwar leider keinen Stellplatz mehr in erster Reihe mit Meerblick, aber das konnte man 24 Stunden vor Buchung auch nicht erwarten. Kurz diskutiert und abgewogen, war er auch schon gebucht.

Mit gutem Gefühl brachen wir zu einem weiteren Spaziergang mit dem Hunden auf. Das Recherchieren hatte uns jetzt doch eine gute dreiviertel Stunde gekostet. Wenn ich mir vorstelle, dass viele Camper immer nur von heute auf morgen spontan suchen und buchen oder sogar einfach nur auf gut Glück die Plätze anfahren … ich glaube, dafür bin ich nicht gemacht. Da geht mir zu viel wertvolle Zeit flöten.

Unsere beiden Mäuse hatten heute erstaunlich viel Spaß im Wasser. Vom Schwimmen zwar noch weit entfernt, stapften sie durchs kühle Nass und kletterten die Steinwälle und Hänge hoch. Für Mia konnte es gar nicht steil genug sein, da mussten wir sie das ein oder andere Mal ganz schön bremsen.

Und während es sich meine drei Lieben wieder am Platz bequem machten, schnappte ich mir gegen 13 Uhr das Rad und machte mich auf den Weg nach Desenzano del Garda.

Vorbei an der Chiesa della Madonna della Neve und den Pfad hoch, den ich gestern zu Fuß zurückgegangen bin, erreichte ich die Hauptverkehrsstraße und folgte dieser entlang des Rad- und Fußwegs knapp 5 Kilometer bis nach Lido di Lonato; nur wenige Teilabschnitte müssen direkt auf der Hauptstraße zurückgelegt werden. Ab hier wurde die Fahrt dann deutlich angenehmer, denn jetzt führten die letzten 4 Kilometer entlang der Via Catullo und der Via Vo' auf deutlich größeren Radwegen in ruhiger Umgebung und noch dazu mit traumhaften Ausblicken über den Gardasee.

Über die Lungolago Cesare Battisti erreichte ich nach rund 40 Minuten den Margy Beach, der Desenzano vorgelagert ist, an dem heute aber so rein gar nichts los war. Dafür glitzerte das Wasser hier so wunderschön türkisfarben. Fast schon wie in der Karibik.

Im Blick bereits den Leuchtturm Faro di Desenzano del Garda, schob ich mein Rad entlang der Uferpromenade. Hier war deutlich mehr los. Touristen wie Einheimische trödelten sich entlang des Gardasees. Ich tat es ihnen gleich und blieb immer mal wieder für Fotos stehen.

Das Fahrrad auf der Piazza Cappelletti direkt gegenüber des Widerstand-Denkmals abgestellt, ging es nun auf Stadterkundung. Bisher hatte ich ja schon einige Städte entlang des Gardasees besucht; Desenzano wirkte auf den ersten Blick so ganz anders als die anderen. Viel größer, viel trubeliger und weniger romantisch. Kein Wunder, ist sie doch mit rund 30.000 Einwohnern und rund 60 Quadratkilometern die größte Stadt des Gardasees. Sie gilt außerdem als die italienischste Stadt des Sees. Denn während am Nord- und Ostufer hauptsächlich Deutsche urlauben, findet man im Süden und Westen deutlich mehr Italiener.

Einmal über den Platz hinweg, erreichte ich nach wenigen Schritten die Hauptkirche Santa Maria Maddalena, welche zwischen 1586 und 1611 auf dem Gelände einer früheren Kirche errichtet wurde. Von hier ging es über die Piazza Duomo durch kleine, abgelegene Gassen hindurch, in denen vom Trubel der Stadt nicht mehr viel zu sehen war.

Entlang der Via Annunciata entdeckte ich einen richtig schönen, alten Torbogen aus Klinkerstein mit einer in die Wand eingelassenen Madonnenfigur. Direkt hinter mir blitzte der Glockenturm der Hauptkirche zwischen den bunten Häuserfassaden entgegen. Das sind die Motive, die für mich Italien versinnbildlichen.

Wieder zurück, erreichte ich die Piazza Malvezzi und somit wieder zahlreiche Fotomotive. Neben Fenster und Türen begeistern mich auch hübsche Sitzecken sowie alte und besonders dekorierte Fahrräder. Und all das gab es hier nun. Da konnte ich mich richtig austoben.

Entlang der Via Generale Achille Papa erreichte ich das wuchtige Splendid Hotel Mayer, ein 4-Sterne-Wellness-Hotel mit direktem Blick auf den Hafen, und spazierte von dort weiter über die Via Anelli zur Uferpromenade von Desenzano. Ich hatte ein Schloss entdeckt, das mich neugierig machte. Hier handelt es sich allerdings um eine antike Villa in Privatbesitz, so dass ich wieder umdrehte.

Die Uferpromenade führt direkt zum grünen Parco Giochi Maratona mit Spielplatz und einer alten Lokomotive aus längst vergessenen Zeiten.

Hier wurde es wieder richtig laut und trubelig. Auf der einen Seite die viel befahrene Straße, auf der anderen das rege Treiben im Porto Maratona, dem Hafen von Desenzano. Kleine Boote und Yachten, dazwischen der Anleger für Schifffahrten in benachbarte Städte am Gardasee.

Die Lungolago Cesare Battisti überquert, sah ich mir das eher ungewöhnliche, aber zugleich faszinierende Denkmal 'Für die tapferen Flieger der High Speed Abteilung' an, das für das goldene Zeitalter der italienischen Luftfahrt steht. 1934 brach Pilot Marschall Francesco Agello einen Geschwindigkeitsrekord.

Vor Erreichen der Ponte alla Veneziana, der Venedig-Brücke aus den 1930er Jahren, bog ich links ab zum hübschen Porto Vecchio und hatte nun wieder das typische Bild der Gardasee-Städte vor Augen: Ein kleiner Hafen inmitten der Stadt, umringt von farbenfrohen Gebäuden aus alten Zeiten. Genau diese Gebäude und die der dahinter liegenden Piazza Giuseppe Malvezzi mit der venezianischen Architektur zeugen davon, dass Desenzano 300 Jahre, von 1426 bis in die napoleonische Zeit hinein, unter der Oberhoheit Venedigs stand.

Direkt gegenüber des alten Bootshafens befinden sich die Arkaden des Palazzo Todeschini, der 1580 errichtet und zunächst als Getreidespeicher genutzt wurde. Dabei handelt es sich um ein ganz besonders eindrucksvolles Bauwerk mit seinen fünfzehn Bögen, für die Steine aus Malcesine verwendet wurden. Bis 1970 war hier das Rathaus untergebracht. Heute finden nur noch Kongresse und Seminare sowie Wechselausstellungen statt.

Um den Porto Vecchio findet man nette Cafés und Restaurants, die um diese Zeit aber auch bis auf den letzten Platz besetzt waren. Einige Zeit hier aufgehalten und entlang spaziert, sah ich mir noch die Piazza Malvezzi näher an, in dessen Mitte ein Denkmal der Schutzpatronin Angela Merici steht. Rund herum findet man hübsche Laubengänge.

Und hier zwischen den Stühlen der aneinander gepressten Restaurants entdeckte ich schließlich eine winzig kleine Gasse, die mich nun in Richtung Castello führte. Schmal und steil war sie, dafür aber auch nichts los und so gelangte ich nach einiger Zeit auf die wieder etwas breitere Via Castello, welcher ich nun einige hundert Meter folgte. Der Boden wirkte hier mit seinen Pflastersteinen noch wie aus dem Mittelalter, die Häuserfassaden wechselten sich in ihren Pastellfarben ab. Ein schöner Straßenzug.

Einen kurzen Blick in die Kirche Parrocchia San Giuseppe Lavatore geworfen, drehte ich auf dem Absatz kehrt und erreichte nach wenigen Sekunden auch schon das Castello von Desenzano del Garda, das auf das 9. Jahrhundert zurückgeht. Erhalten sind hier nur noch Außenmauern und Türme, da österreichische Truppen das Castello im 19. Jahrhundert ausgebaut und dabei leider das Bestehende zerstört haben.

Dennoch hat sich der etwas Schweiß treibende Aufstieg gelohnt, denn der Ausblick von hier oben über Desenzano und den Gardasee ist einfach traumhaft! Über das Dächermeer der Altstadt hinweg erkennt man den Hafen, die vielen sich aneinander reihenden Stadtstrände und natürlich darüber hinaus Sirmione, das nur noch wenige Kilometer entfernt liegt.

Ein richtig schönes Fleckchen, das auch die italienische Großfamilie gerade für sich entdeckt hat. Um sie herum zu fotografieren war gar nicht so einfach, aber auf den Bildern sieht man: Ich habe es geschafft! :-)

Mit dem tiefblauen Himmel heute hatte ich natürlich auch wieder einen ganz besonders tollen Tag erwischt. Ich war unendlich dankbar für dieses Wetterglück und lief mit einem breiten Lächeln die Via Castello und die engen Gassen zurück, erreichte nach einiger Zeit die Piazza Malvezzi und spazierte von hier erneut am Porto Vecchio vorbei zur Venezianischen Brücke.

Diese überquert, entdeckte ich im Hafenbecken das Minensuchtboot Zia Lalla IV, das irgendwie komisch aussieht, aber in Anbetracht seiner Aufgabe wohl so sein muss. Ich lief die Mole entlang, direkt zum Faro di Desenzano. Denn Leuchttürme ziehen mich natürlich immer magisch an. 1806 wurde mit dem Bau der Mole und des Leuchtturms begonnen, der ganz in nordischem Stil gehalten ist.

Hier endete schließlich mein Rundgang durch Desenzano. Eine Stadt, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite Großstadtflair mit regem Straßenverkehr und Trubel, wohin man sieht. Auf der anderen Seite aber auch die liebliche, ruhige und historische Seite mit dem Porto Vecchio, den engen und dunklen Gassen. Nicht zu vergessen, die immer wieder auftauchenden Aussichtspunkte. Ob vom Castello auf die Stadt hinunter oder vom Hafen über den weitläufigen Gardasee. Eine Stadt, die für jeden etwas bietet und die man bei einem Urlaub am Gardasee keinesfalls verpassen sollte.

Bei Mama Gelato & Yogurt noch schnell Getränke geholt (bei meinen Sightseeingtouren vergesse ich vor lauter 'ah' und 'oh' oftmals, dass ich eigentlich Durst habe), machte ich mich nun langsam wieder auf den Rückweg zum Campingplatz. Im Gegensatz zum Hinweg, auf dem ich mehrmals nach der richtigen Abzweigung suchen musste, war mir die Strecke nun geläufig, und so benötigte ich schließlich gerade mal eine halbe Stunde zurück. Dank E-Bike war ich so flink wie der Wind. :-)

Dort angekommen, drehte ich gleich mal meine obligate Foto- und Video-Runde über den Platz und holte kurz darauf meine Lieben zu unserem täglichen Kaffee ab. Darauf hatte ich mich jetzt schon gefreut. Natürlich hätte ich mich auch in Desenzano ins Café setzen können. Aber ohne Gesellschaft ist das ja dann doch eher etwas langweilig.

Ein bisschen Zeit am Platz verbracht und einfach nur doof auf den Gardasee geblickt, drehten wir zum Sonnenuntergang hin nochmals eine ausgiebige Runde mit den Hunden. Die Badegäste waren schon alle weg, so dass sich unsere Vierbeiner auf Stegen und im Wasser austoben konnten. Die untergehende Sonne hüllte den See erneut in ein wundervolles Licht. An so etwas kann ich mich ja nie sattsehen.

Fast schon zur Tradition geworden, holten wir uns für den letzten Abend am Platz eine Pizza aus dem hiesigen Restaurant. Hier gab es keine 08/15-Pizzen, sondern eher spezielle Kreationen, so dass wir auf das Ergebnis sehr gespannt waren. Letzten Endes waren die Pizzen gut (mit Büffelmozarrella & einer ganzen Menge Walnüsse), aber einfach viel zu viel. Ich bevorzuge dann doch eher die minimalistisch belegten.

Bei Kerzenlicht und Aperol genossen wir unseren letzten Abend hier noch einmal in vollen Zügen. Ein bisschen Wehmut kam auf (warum haben wir eigentlich nicht hier verlängert?), aber wir waren uns ja bereits einig: Wir kommen wieder, irgendwann, denn der Platz ist einfach wie gemacht für ein paar Tage Auszeit mit den Hunden. Und jetzt freuen wir uns erst einmal auf neue Eindrücke in der Toskana.


Tag 4: Auf in die Toskana! An die schroffe Küste Livornos!

Die Hunde weckten uns heute Morgen schon sehr früh. So früh, dass wir pünktlich zum Sonnenaufgang vor dem Wohnmobil standen. Auch nicht schlecht. Bekamen wir diesen also noch einmal in seiner vollen Pracht mit.

Frische Brötchen beim Bäcker geholt, drehten wir jetzt erst einmal eine Runde mit den Mäusen. Inzwischen haben sie sich daran gewöhnt, noch vor dem Frühstück los zu laufen. Gut für sie. Schlecht für uns, mussten unsere Mägen also noch ein wenig auf Nahrung warten.

Allzu viel Zeit ließen wir uns heute aber ohnehin nicht, denn wir mussten ja wieder alles einpacken und reisefertig machen. Gesagt, getan, verabschiedeten wir uns gegen 11 Uhr vom Gardasee und machten uns auf den Weg in die Toskana.

Die Fahrt führte uns über Brescia nach Cremona und Anton glänzte mit seinem Wissen. Denn: Cremona ist bekannt für die zahlreichen Geigenbauer-Werkstätten, in denen vor mehr als 400 Jahren die ersten von Meisterhand geschaffenen Geigen entstanden. Darunter auch die weltberühmte Stradivari. Irgendwann hatte er das aufgeschnappt und seitdem im Hinterkopf behalten. Jetzt wussten wir auch, wo genau sich alles abspielte.

Weiter ging es grob vorbei an Parma. Auch diese Stadt ist natürlich weltweit bekannt, nämlich für den Parmesankäse und den Parmaschinken. Einige Kilometer weiter streiften wir die Barilla-Factory. Also irgendwie hakten wir heute zahlreiche italienische Produkte ab. Auch mal nicht schlecht zu wissen, wo genau etwas hergestellt wird oder seinen Ursprung hat. Das gefiel uns.

Schon einige Zeit folgten wir dem Fluss Taro; an einer Aussichtsplattform legten wir dann doch mal eine kleine Pause ein. Was für eine Landschaft uns hier umgab. Alles so schön grün und dicht bewaldet. Das sollte uns die nächsten rund eineinhalb Stunden Autofahrt auch so begleiten, immer entlang der E33 und SS62, bis wir schließlich Höhe La Spezia wieder das Meer erblickten und dieses nun rechter Hand lag.

Wir streiften u. a. die Stadt Carrara und setzten erneut einen Haken hinter der imaginären Liste 'Wissenswertes über italienische Dörfer, Regionen & Kulinarik'. Schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. wird in der Region Massa-Carrara Marmor abgebaut und verarbeitet. Und tatsächlich: Kilometerweit reihen sich die einzelnen Fabriken hier aneinander, in ihren Hinterhöfen stapeln sich auf der einen Seite die großen, schweren und noch unverarbeiteten Steinbrocken. Auf der anderen Seite sah man fein säuberlich aneinander gereiht die geschliffenen Marmorplatten. Und im Hintergrund der Blick in die Berge mit den schon ziemlich abgegrasten Steinbrüchen. Da soll noch mal jemand sagen, Reisen bildet nicht …!!

Nun war es nicht mehr weit. Grob vorbei an Pisa erreichten wir gegen 15.30 Uhr Livorno und fanden uns nach stundenlanger Autofahrt durch wilde Täler, schroffer Bergkulissen und kleiner Dörfer plötzlich in der lauten und chaotischen Hafenstadt wieder. Erstes Ziel war jetzt erst einmal der Supermarkt Coop in der Via Giovanni Gelati in Livorno (großer Parkplatz, Centro Commerciale mit mehreren Geschäften), um unsere Vorräte aufzufüllen, denn der Mini-Markt am Campingplatz sah nicht besonders gut sortiert aus.

Alles verstaut, dauerte es nun keine zehn Minuten mehr, als wir um kurz nach 16 Uhr den Campingplatz Miramare erreichten. Auf den ersten Blick war ich leicht verwirrt, befindet er sich doch direkt an der vielbefahrenen und aktuell sehr lauten SS1. Das hatten wir gestern natürlich nicht gesehen. Aber mal abwarten, der Platz ist ja groß.

Auch hier hatte ich uns wieder vorab online eingecheckt, so dass es vor Ort dann relativ schnell ging und wir bereits nach wenigen Minuten auf unserem Stellplatz Nr. 52 standen. Hui, das ist ja alles ganz schön eng hier. Entgegen kommen darf hier niemand; besonders groß sollte der Camper auch nicht sein. Ich hätte ja schon längst wieder kapituliert. Anton manövrierte das Auto aber hervorragend in unseren von Hecken umgebenen Platz.

Natürlich holten wir jetzt erst einmal unsere kreischende Mia aus dem Van und drehten mit den beiden Grazien eine kurze Kennenlernrunde. Pfötchen vertreten und einfach schon mal erste Gerüche sondieren. Hier hatte fast jeder einen Hund mit dabei. Benita freute sich und knüpfte erste Freundschaften.

Das Auto in die richtige Position gesetzt und alles wieder aufgebaut und heimisch gemacht, gab's nun erst einmal einen verspäteten Nachmittagskaffee. Mir gefiel der Platz. Sicher, vorne in erster Reihe mit Blick aufs Meer und sogar mit einer eigenen, ausladenden Holzterrasse, wäre natürlich das Non Plus Ultra gewesen. Aber einen Tag vorher gebucht, konnten wir froh sein, dass wir überhaupt noch einen Platz bekommen hatten. Denn erstaunlicherweise war dieser zu 90 % belegt. Damit hatten wir um diese Zeit in dieser Region und ohne Badestrand nicht gerechnet. Aber gut – in Nordrhein-Westfalen waren schon wieder Herbstferien und wie wir erst im Laufe der Tage erfahren sollten, dient der Platz hier auch gerne als Zwischenstopp für Überfahrten nach Elba.

Viel geplant war für den heutigen Tag verständlicherweise nicht mehr. Ein kurzer Blick in den Mini-Markt, ein ausgiebiger Spaziergang über den Platz. Den Sonnenuntergang über dem Meer um kurz vor 19 Uhr ließen wir uns aber natürlich nicht entgehen. Dafür gibt es hier extra eine Aussichtsterrasse mit Sitzbänken, von der man einen uneingeschränkten Blick auf das Ligurische Meer genießt. Trotz der Wolken am Horizont war es eine fantastische Stimmung. Mit den Palmen im Vordergrund fühlten wir uns schon fast wie in der Karibik.

Zum Abschluss des Tages grillten wir uns Schwertfisch und Garnelen und stießen auf die nächsten Tage in Livorno an. Wir fanden beide, dass die spontane Änderung des Platzes eine sehr gute Entscheidung war und wir jetzt hier am Meer und nicht irgendwo mitten im Wald saßen. Und auch von der viel befahrenen Straße bekamen wir auf unserem Plätzchen absolut gar nichts mit.


Tag 5: Wanderung entlang der Steilküste

Auf dem Weg zum Brötchen holen drehte ich gleich einmal meine Foto- und Videorunde, denn noch war nicht viel los. Mit gerade mal 3,5 Hektar gehört der Platz definitiv zu den kleineren Anlagen, die man schnell gesehen hat.

Gleich im Anschluss ging es mit den Hunden auf die erste Gassi-Runde des Tages und wir stiegen die knapp fünfzig Stufen zum türkisfarbenen Meer hinunter. Vom Campingplatz aus führen von verschiedenen Stellen insgesamt zwei Treppen sowie ein langgezogener Hang dorthin, wobei der Hang relativ steil ist und mitten durch die Surf-Schule geht (die allerdings während unseres Besuchs bereits geschlossen hatte; ich bin mir auch nicht sicher, ob sie diesen Sommer überhaupt geöffnet hatte, so chaotisch, wie es hier aussah).

Der 'Strand' besteht hier an der Steilküste lediglich aus groben Steinen, Kiesel und Betonplatten. Man benötigt also durchaus gutes Schuhwerk. Dafür ist hier aber auch nicht viel los und die Atmosphäre ist eher wild-romantisch. Die Wellen brechen sich an den vielen hoch aufragenden Felsen und das Wasser ist unglaublich klar und erfrischend.

Blickt man über das Meer, entdeckt man rund um die Uhr Containerschiffe und Tanker, aber auch zahlreiche Fähren und Kreuzfahrtschiffe, die in Livorno ein- und ausfahren. Viele warten hier auf Reede auf den nächsten Slot.

Mia war wieder ganz begeistert von der Kraxlerei auf den Felsen und gar nicht mehr zu bremsen. Immer weiter, immer höher hinauf, immer komplizierter, ab und zu Innehalten und einfach nur aufs Meer hinaus schauen. Und zwischendurch ein neugieriger Blick zurück: 'Habt Ihr das gesehen?' - Manches Mal habe ich ja wirklich den Eindruck, mit einem kleinen Kind unterwegs zu sein.

Für mich war das einfach schön anzusehen. Zwei Hunde, die das Leben in vollen Zügen genießen. Gut, tun Hunde das nicht immer? Aber gerade eben hatte ich das Gefühl, dass sie hier wirklich rundum glücklich waren. Voller Tatendrang, voller Neugier … da ging mal wieder mein Herz auf.

Ausgiebig gefrühstückt, startete ich gegen die Mittagszeit schließlich wieder auf meinen täglichen Ausflug. Gestern hatte ich mir die Umgebung auf Google Maps angesehen und eine schöne kleine Wanderung entlang der etruskischen Küste Richtung Süden zusammengestellt. Leider gibt es hier mangels Platz (Steilküste) keinen richtigen Wander- oder Radweg, weshalb man die gesamte Strecke entlang der Küstenstraße zurücklegen muss. Zumeist hinter einer Leitplanke auf einem kleinen Pfad, manches Mal aber auch direkt entlang der Straße. Nicht optimal (deshalb war ich auch lieber zu Fuß als mit dem Rad unterwegs), aber nicht anders machbar und die traumhaften Ausblicke entschädigten alles. Mit Hund und Kind würde ich den Weg hier allerdings nicht wählen.

Schon nach zehn Minuten erreichte ich das erste Ziel, nämlich das wunderbare Castello del Boccale, welches wir auch schon vom Campingplatz erkennen konnten. Es steht auf einem Kliff in der Bucht Cala dei Pirati (Piratenbucht) und wurde ursprünglich zur Abwehr gebaut, zum Schutz vor Angriffen vom Meer. Der älteste Teil des Gebäudes, ein Aussichtsturm, wurde bereits im 16. Jahrhundert von den Medicis erbaut. Der Gesamtkomplex, wie er heute zu sehen ist, ist das Ergebnis von Restaurationen im 19. und 20. Jahrhundert. Heute befindet es sich in Privatbesitz mit mehreren Wohnungen und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Ich konnte mich einfach nicht sattsehen daran und hätte das Castello bestimmt 100 Mal fotografieren können, sah es doch von jeder Ecke und von jedem Stein wieder ganz anders aus. Die schroffen Felsen und ausgewaschenen Steine in Sandfarben wirken wie von einer anderen Welt. So in etwa stelle ich mir die Landschaft auf dem Mars vor.

Ein Ort zum Verweilen. Lange Zeit hatte ich ihn auch ganz für mich allein. Nur unten am Wasser hatten es sich ein paar Badegäste bequem gemacht. Bis ein Pärchen aus dem Nichts auftauchte, mich ansah und sich genau vor mich hin setzte. Nicht, dass es hier nicht noch zig andere Plätze auf zig Steinen in zig Richtungen gegeben hätte. Und eigentlich wollte ich auch gerade ein Foto machen. Aber scheinbar musste es genau dieser eine Platz sein, JETZT. Manchmal verstehe ich die Leute wirklich nicht …

Ich kletterte noch ein bisschen auf den Steinen herum (das hätte Mia jetzt gefallen) und spazierte anschließend weiter zum Torre di Calafuria mit der gleichnamigen Brücke. Der rund 20 Meter hohe Wachturm aus dem 16. Jahrhundert sollte zunächst die Küste vor Piratenüberfällen schützen. Später wurde er eingesetzt, um dem Schmuggel entgegenzuwirken. Gleich daneben befindet sich eine optisch sehr ansprechende Brücke, an der sich die Wellen brechen und man bei ruhigem Seegang aber auch Schwimmrunden drehen kann. Heute war es ruhig und auch die ein oder anderen Badegäste unterwegs. In dieser Umgebung befindet sich außerdem das Naturschutzgebiet Calafuria, ein Paradies für Wanderer.

In der kleinen Bar am Wachturm mit Getränken eingedeckt, spazierte ich über die Brücke und stieg direkt dahinter die schroffe Küste nach unten. Auch hier genoss ich wieder traumhafte Ausblicke auf das Meer, den historischen Turm und einfach auf die gesamte Landschaft. Wie schön ist das denn hier bitte? Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Doch bei all den positiven Eindrücken schockierte mich entlang der Küstenstraße auch ein immer wieder kehrender Anblick: Zersplitterte Autofensterscheiben. Ob an den größeren Parkplätzen der Aussichtspunkte oder in den kleinen Parkbuchten, die über Stock und Stein zu verlassenen und besonders hübschen Stränden führen. Die Straße war stellenweise über mehrere hundert Meter nahezu lückenlos von diesen Glasscherben übersät. Ein klares Anzeichen für die tägliche Kleinkriminalität, die hier in Italien herrscht. Gerade erst vor einer Woche hatte es eine Bekannte von uns erwischt. Auch sie war in der Toskana unterwegs, hatte es sich mit ihren Hunden an einem besonders einsamen Strand gemütlich gemacht. Doch als sie zurückkehrte, waren die Fensterscheiben kaputt und das Auto leergeräumt. Deshalb: Niemals, unter gar keinen Umständen, etwas Wertvolles im Auto zurücklassen. Und bei Aussichtspunkten sollte am besten immer eine Person am Auto bleiben.

Während meiner Wanderung konnte ich keinen potentiellen Dieb ausfindig machen, vielleicht haben sie sich aber auch einfach nur gut versteckt. Ein etwas mulmiges Gefühl hatte ich ab und an schon, da ich komplett allein auf weiter Flur war, Autos aber von den Badegästen zur Genüge hier parkten.

Doch ich wollte mich jetzt nicht weiter beirren lassen und spazierte munter weiter. Am Hotel-Restaurant Il Romito überquerte ich die gleich dahinter liegende, beeindruckende Ponte di Calignaia, die zwischen Hügel und Meer errichtet wurde und aus nur einem Bogen besteht. Leider konnte ich sie von hier oben nur zum Teil erkennen, dafür bot sich mir aber ein schöner Panoramablick auf das Castello Sonnio Soniero hoch oben auf einem dicht bewaldeten Hügel. Da wollte ich jetzt hin.

Immer wieder fand ich auf dem Weg kleine Schilder, die zu Stränden führen. In diesem Bereich gab es auch eine Vielzahl an FKK-Stränden. Ich sah mir einen dieser Wege mal genauer an. Hui, da muss man aber wirklich sehr ambitioniert sein. Steile und rutschige Hänge, durch dichtes Gestrüpp hindurch. Das wäre so gar nicht meins.

Der Weg zum Castello zog sich ganz schön, zumal es steil nach oben ging. Bei guten 28 Grad und in der prallen Sonne ein gutes Trainingsprogramm. Und trotzdem war es dann leider für die Katz'; das Tor war verschlossen. Ach schade.

Die Burg aus dem 19. Jahrhundert befindet sich in Privatbesitz und öffnet seine Türen für Besucher nur zu besonderen Anlässen. Das hätte ich vielleicht doch lieber mal im Voraus recherchieren sollen. Egal! Hat mir der Weg geschadet? Nein! Und so drehte ich hier wieder um und spazierte langsam wieder zurück.

Erneut am Hotel-Restaurant Il Romito angekommen, entschied ich mich, einfach mal hinter das Hotel zu laufen. Außer ein paar kreischende Badegäste unten im Wasser sah es ziemlich verlassen aus. Wenn ich hier nichts zu suchen habe, wird man es mir schon sagen. Ich entdeckte einen kleinen Weg zum 'Strand', der im Gegensatz zu den 'wilden Pfaden' allerdings recht schön gestaltet war. Mehrere Stufen führten nach unten und eröffneten immer wieder tolle Ausblicke. Unten angekommen, stand die Brücke Ponte di Calignaia dann komplett vor mir. Whow! Was für ein Bau. Ziemlich imposant! Direkt dahinter konnte ich die alte Eisenbahnbrücke Calignaia aus 1910 erkennen.

Auch wenn dieses großartige Bauwerk sehr modern gestaltet ist und die ein oder anderen Naturliebhaber entrüstet (zu grob, zu groß, zu viel Schatten), fand ich, dass sie sich gut ins das Landschaftsbild eingefügt hat. Mir gefiel's.

Den Weg wieder nach oben gestapft, ging es nun die Küstenstraße zurück Richtung Campingplatz. Das ein oder andere Mal blieb ich erneut stehen, um Fotos zu machen oder den Ausblick aufzusaugen. Naturfotografen haben hier ihre wahre Freude und können sich mit den Klippen, Küsten, Blumen und Möwen so richtig austoben.

Von der Terrazza Panoramica ein letztes Bild gemacht, erreichte ich nach knapp drei Stunden wieder meine kleine Familie, die soeben aus dem Mittagsschlaf erwacht ist. Faule Hühner nebst Hahn! :) Gemeinsam ging es jetzt auf unseren obligaten Nachmittagskaffee und anschließend wieder auf eine ausgiebige Gassi-Runde. Wobei. So ausgiebig war die Runde eher nicht. Die Wege halten sich hier aufgrund des eher kleinen Platzes und der Steilküste in Grenzen. Andere Camper berichteten uns, täglich mit den Hunden entlang der Küstenstraße spazieren zu gehen. Also DAS wollte ich meinen Hunden jetzt wirklich nicht antun. Ständig vorbei brausende Autos und enge Pfade. Da müssen die Vierbeiner schon wirklich abgebrüht sein. Trotzdem genossen wir den Spaziergang, kletterten wir doch wieder am Strand und auf den Felsen entlang.

Den restlichen Nachmittag erholsam am Platz verbracht, ging es zum Sonnenuntergang wieder an den Strand. Dieses Mal mit der Drohne, mit der Anton unglaublich beeindruckende Fotos und Videos erstellte. Noch ganz am Anfang seiner Drohnen-Erfahrung bieten sich uns immer wieder neue Möglichkeiten. Ein schönes Hobby, das ich bewundere, selber aber nicht ausübe. Zum Drohnen fliegen fehlt mir einfach die Geduld.

Ganz brav warteten die Vierbeiner auf uns, setzten sich in den Kies und blickten Richtung Sonnenuntergang, gruben gemeinschaftlich ein Loch … und sahen geduldig zum 150. Mal in die Kamera, weil Frauchen unbedingt genau dieses eine Bild von ihnen haben wollte … Mensch, Frauli. Jetzt ist aber auch mal wieder gut.

Zum Abendessen mal wieder lecker gegrillt, ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Ich freute mich über diesen so gelungenen Tag und die schöne Wanderung, die ich unternommen hatte. Denn genau das sind die Momente, die ich auf unseren Roadtrips so liebe: Man entdeckt Orte und Gegenden, die man ohne Camper sicherlich niemals erkunden würde, die aber oftmals echte Geheimtipps sind und auch mal 'off the beaten track'. Nicht immer nur die üblichen Instagram-Hotspots, die jeder abgrast …


Tag 6: Radausflug entlang der Küste nach Livorno

Der Vormittag begann wie jeder andere auch … Ausschlafen, ausgiebiger Spaziergang mit den Vierbeinern und ein gemütliches Frühstück … prompt war es schon wieder Mittag!

Benita hatte sich unsterblich in einen der Nachbarshunde verliebt. Oder eher er in sie? Seit Kennenlernen und Nase-an-Nase schnüffeln lag der 3jährige Jungspund die meiste Zeit in Blickrichtung zu uns und wartete nur darauf, bis Benita wieder um die Ecke bog. War das goldig!

Während Anton sich seiner Arbeit widmete, schnappte ich mir mal wieder das Rad und machte mich auf den Weg nach Livorno. Dabei stand aber nicht der Besuch einer der größten Hafenstädte Italiens auf dem Programm, denn Livorno hatten wir uns bereits auf einer Mittelmeerkreuzfahrt im Sommer 2008 näher angesehen. (Auch) heute konzentrierte ich mich lieber auf die Sehenswürdigkeiten entlang der Küstenstraße.

Während man gen Süden vergeblich danach sucht, findet man Richtung Livorno hervorragend ausgebaute Fahrradwege. Lediglich die ersten 500 Meter ab Campingplatz sind nicht ganz so angenehm. Hier muss man sich hinter einer dicht von Gestrüpp bewachsenen Leitplanke durchkämpfen, bis man den eigentlichen Radweg erreicht.

Den ersten Stopp legte ich an der Viale Amerigo Vespucci ein, ein kleiner Park mit Kakteen und Sitzgelegenheiten, wo gerade die gesamte Arbeiterschaft Mittagspause machte. Hier wollte ich nicht länger stören und fuhr weiter zum Hafen Moletto di Antignano, ein kleiner Yachthafen, in dem sich zahlreiche Italiener auf ein Schwätzchen trafen. Touristen sah man hier keine und sie blickten mir auch erstaunt nach, als ich durch den kleinen Hafen spazierte und mir den nur wenige hundert Meter dahinter liegenden Spiaggia del Sale (Salzstrand) ansah. Keine Sorge, ich hatte nicht vor, mich hier breit zu machen, ich seh' mich nur ein bisschen um. Das kleine Schwimmbad wirkte etwas heruntergekommen, wie in den 50er Jahren stehengeblieben. Aber die Italiener*innen lachten und freuten sich; und das ist doch die Hauptsache, dass sie sich wohlfühlen.

Ein Stückchen weiter gefiel es mir dann schon deutlich besser. Ich erreichte den Parco Pubblico della Ballerina, ein kleines Juwel vor Livorno. Eine wunderschön gestaltete Parkanlage; deren Natürlichkeit vollkommen erhalten blieb. Breite Kieswege, ausreichend Sitzbänke und historisch-romantische Lampen laden zum Flanieren und Verweilen ein.

Gleich hier ragt auch der 'Scoglio della Ballerina' hervor, der sog. 'Tanzfelsen', der seinen Namen einer lokalen Legende verdankt. Eine Tänzerin hatte erfahren, dass ihr Geliebter auf See verstorben war. Sie beschloss, sich umzubringen, kletterte auf den höchsten Felsen der Gegend, tanzte ein letztes Mal und stürzte sich hinab.

Der nur wenige Meter hohe Felsen ist einer von vielen Felsbrocken, die von der Klippe abgebrochen und im Meer zersplittert sind. Sie weisen allesamt seltsame und unregelmäßige Formationen auf, die zu verschiedenen Interpretationen animieren. Doch was immer auch jeder Einzelne in diesen Felsen sehen mag; gemeinsam bilden sie ein unbeschreiblich schönes Landschaftsmotiv und zeugen von der schroffen Küste vor Livorno.

Entlang der Lungomare di Livorno reihen sich verschiedene, einzelne Strandabschnitte aneinander. Sie sind teils durch kleine Treppen oder auch Hänge zu erreichen, ohne jegliche Einrichtungen, dafür Natur pur. Die kleine Bucht Spiaggia delle Tamerici zog ganz besonders meine Blicke an. Dort war eine Frau mit ihren zwei Hunden, die ausgelassen im Wasser tobten. Die Drei bildeten eine so wunderschöne Einheit, die alles um sich vergessen zu haben schien.

Am direkt angrenzenden Felsen 'Scoglio della Tamerice' dominiert die 'Tamariske der Liebe'. Ein interessant gewachsener, schlanker Baum, der zum Symbol für Zerbrechlichkeit & Stärke wurde. Seit über 150 Jahren trotzt dieser Baum den tagtäglichen Winden, dem Salzwasser und den Sonneneinstrahlungen, was bereits der italienische Maler Fattori in diversen Gemälden verarbeitet hatte.

Auch mich begeisterte dieser Anblick der 'krummen' Tamariske auf Anhieb. Ein ganz besonderer Baum und ein ganz besonderer Platz, den ich vollkommen allein genießen durfte. Nichts und niemand war hier zu sehen; mal wieder ein Gefühl der Glückseligkeit.

Irgendwann musste ich mich von diesem magischen Ort wieder losreißen, auch wenn ich ewig hier sitzen hätte können. Ich schwang mich aufs Rad, fuhr noch ein Stück durch den Park und verließ diesen schließlich an der Scalinata di Antignano, eine ins Meer führende Treppe. Seit einigen Jahren ist es hier lokaler Brauch, farbige Steine mit eingravierten Namen verstorbener Menschen und Tiere ins Wasser zu legen, weshalb dieser Bereich auch gerne als 'Un mare di Riccordi', 'Meer der Erinnerungen' bezeichnet wird.

Gleich dahinter nutzt man entweder den Radweg entlang der Viale di Antignano oder biegt, so wie ich, auf die Uferpromenade ein. Diese ist breit genug für Fußgänger und Radfahrer (erlaubt) und wird von einer hohen Steinmauer eingefasst. Und von hier hat man auch bereits einen schönen Blick in Richtung Livorno.

Unterhalb des Hotels Universal befindet sich der Spiaggia del Biscottino, ein wirklich winziger Felsabschnitt, auf dem es sich aber doch die ein oder anderen Badegäste bequem gemacht hatten. Genau das faszinierte mich so entlang dieser Küste: Jeder noch so kleine Streifen, jeder noch so kleine Felsen wurde als Liegeplatz zum Sonnen genutzt.

Bis zum Ende der Uferpromenade in Richtung Spiaggia dei tre ponti, einem öffentlich Strand mit zahlreichen Liegemöglichkeiten, zieht sich zudem der Parco Pubblico di Viale di Antignano, jedoch deutlich weniger spektakulär als der vorhin von mir besuchte.

Der Straße weiter folgend und über die Brücke 3 Ponti hinweg, war ich wohl ein Stück zu weit gefahren, denn plötzlich stand ich vor der Statue Moai, einer Figur der Osterinsel. Der Beschreibung zufolge wurde sie von Künstlern aus Rapa Nui angefertigt und Livorno als Zeichen der Brüderlichkeit gespendet. Aufgestellt mit dem Rücken zum Meer, soll sie die Bewohner vor äußeren Gefahren schützen und immer im Blick haben.

Rund um die Skulptur erstreckt sich eine riesige Betonfläche namens Rotonda d'Ardenza, die vermutlich für Feierlichkeiten wie Märkte, Festivals oder auch vorübergehende Vergnügungsparks genutzt wird. Lustig anzusehen war, dass es hier einen doppelten Radweg gab. Mittendrin. Also der ist hier natürlich ganz besonders wichtig.

Direkt an der kleinen Bar Marrakesch befindet sich ein kleiner Hundestrand, der von den Einwohnern sehr gerne genutzt wird. Und auch heute tummelten sich einige Vierbeiner hier.

Es folgten mehrere Schwimmbäder, der kleine Yachthafen Moletto di Ardenza und kurze Zeit später das Monument al Marinaio. Die Skultpur von Cesare Tarrini ist eine Hommage an die bedingungslose Liebe Livornos zum Meer. Die zwischen 1926 und 1927 geschaffene Statue ist allen Seefahrern Italiens gewidmet.

Entlang der Viale Italia streifte ich verschiedene Palazzi und Accademias, untergebracht in gut erhaltenen oder restaurierten historischen Gebäuden. Ab hier wurde es schon wieder deutlich lauter auf den Straßen, man merkte, dass man sich langsam aber sicher dem Stadtkern näherte.

Vorbei an der Chiesa di San Jacopo in Acquaviva erreichte ich nach einiger Zeit mit der Terrazza Mascagni (Mascagni-Terrasse) ein weiteres Highlight dieser Tour, an das ich mich bis heute fast täglich erinnere, weil es in meinen Augen einfach etwas ganz Besonderes und Einzigartiges ist.

Dieser wundervolle Platz direkt am Meer strahlt dem Besucher mit einem außergewöhnlichen Boden in schwarz-weißem Schachbrettmuster entgegen. Mehr als 34.000 Fliesen sind hier auf rund 8.700 Quadratmetern verlegt, eine Balustrade mit 4000 kleinen Säulen schließt den Platz zum Meer hin ab. Von hier genießt man einen weitreichenden Panoramablick über das in mehreren Blautönen schimmernde Meer bis hin zum Hafen von Livorno. Ursprünglich erhob sich an diesem Platz die Festung Forte dei Cavalleggeri, die jedoch im 19. Jahrhundert abgerissen wurde. 1925 entstand schließlich nach Entwürfen von Enrico Salvais dieser Platz am Meer, in den 30er Jahren wurde zusätzlich ein Musikpavillon errichtet, der zwar im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, später jedoch wieder neu aufgebaut wurde. Benannt wurde die Architektur der Terrasse nach dem aus Livorno stammenden Komponisten Pietro Mascagni.

Bei meinen Recherchen der letzten Tage hatte ich bereits Bilder gesehen, doch jetzt selbst hier zu stehen, vor und auf der Terrasse – das war schon nochmal was anderes. Kein Bild der Welt kann diese Stimmung, diesen Anblick wiedergeben, man muss es selbst gesehen haben. Ein wahres Meisterwerk und der perfekte Ort zum Flanieren. Besonders viel war aktuell nicht los, nur vereinzelt radelte jemand vorbei, ein paar andere machten Mittagspause auf einer der Sitzbänke. An der Ecke Bed-rock della Terrazza sprangen einige über die Balustrade, denn gleich dahinter erstreckt sich die schroffe Felsküste mit wenigen Liegeplätzen, die gerne genutzt wird. Auch die Hunde wurden mühselig hinüber gehoben, einfach nur, um sich 'schnell mal zu erfrischen'. Wie ich vorhin schon bemerkt hatte: Hier an der toskanischen Küste wird wirklich jede noch so kleine Gelegenheit genutzt, um ins Meer zu springen.

Vorbei am Aquarium, radelte ich die Parallelstraße zur Viale Italia entlang, vorbei an einzelnen Naturschwimmbädern sowie dem Yachthafen Moletto Nazario Sauro. Abgebogen zur Piazza Luigi Orlando, fuhr ich einfach mal ins Hafengebiet hinein, das sich in den letzten Jahren ziemlich verändert hatte. Mal sehen, wie weit ich komme. Inzwischen waren einige neue Straßen und auch Radwege entstanden, ein Einkaufszentrum schließt sich dem Hafen an.

Schon von Weitem konnte ich das ein oder andere Kreuzfahrtschiff erkennen, doch besonders nah kam ich ihnen nicht. Das ein oder andere Foto konnte ich aber dennoch ergattern und von der Via del Molo Mediceo hatte ich einen schönen Blick über den Binnenhafen und die Häuserfassaden von Livorno.

Kurz überlegt, doch noch in die Stadt zu fahren, verwarf ich den Gedanken rasch wieder. Der ganze Trubel, der Verkehrslärm und die vielen Menschen hielten mich davon ab. Dann lieber auf dem Rückweg nochmal ein paar kleine Päuschen einlegen und die Ruhe genießen. In den nächsten zwei Tagen hatte ich Stadt genug.

Und so drehte ich hier langsam wieder um, fuhr den mir bekannten Weg zurück, bog aber am Hafen Moletto Nazario Sauro zur Statute La Bagnante di Sandro Chia ab, eine Bronzeskulptur aus dem Jahre 2016, die zur Restaurierung der Scoglio della Regina-Gebäude hier errichtet wurde. Heute befindet sich hier die Universität. Tatsächlich gibt es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Ob Skulpturen, Gebäude, Parks … Livorno hat unglaublich viel zu bieten und sollte bei einem Toskana-Besuch unbedingt auf dem Plan stehen. Denn auch wenn die Stadt hauptsächlich als Hafenstadt 'verschrien' ist. Die vielen Highlights drum herum sind unbedingt zu empfehlen.

Bevor ich mich nun endgültig auf den Rückweg machte, legte ich doch nochmals eine kleine Pause auf der Mascagni-Terrasse ein. Wer weiß, ob oder wann ich wieder einmal hierher komme … Und auch an mehreren anderen Punkten blieb ich nochmals kurz stehen. Doch irgendwann war Zeit für die Rückkehr und so erreichte ich nach rund drei Stunden wieder den Campingplatz.

Die Fahrradtour heute war einfach unbeschreiblich. Ehrlich gesagt hatte ich mir anfangs von dieser Gegend nicht allzu viel versprochen. Laut Google Maps gab es zwar 'das ein oder andere', das ich mir ansehen konnte. 'Aber man wird es wohl schnell gesehen haben.' Letzten Endes aber waren diese Tage hier wirklich eine Überraschung. Gestern wie heute habe ich so viel Schönes gesehen, so viele (in meinen Augen) Geheimtipps entdeckt. Und tatsächlich sind es doch auch immer genau diese Eindrücke, die das Reisen zu etwas Besonderem machen. Dinge, die man einfach nicht planen kann.

Mit Anton und den Hunden ging es nun aber erst einmal wieder auf einen Kaffee. So sehr ich meine Ausflüge immer genieße. Im Anschluss freue ich mich auch immer wieder sehr auf unsere 'Familienzeit'.

Eine weitere, ausgiebige Runde über den Platz gedreht, musste ich heute leider auch mal wieder ein Stündchen arbeiten und zog mich daher auf unseren Stellplatz zurück. Was muss, das muss. Die Hunde machen es mir manchmal nicht leicht, vor allem Mia blödelt dann doch gerne neben mir herum und fordert ihre Streicheleinheiten ein. Klar, jetzt war ich so lange nicht da, jetzt habe ich mal für sie da zu sein.

Zum Sonnenuntergang zog es uns ein weiteres Mal an die Küste. Von hier war er einfach am Schönsten. Wir machten Fotos, blödelten am Strand und genossen die herrlich angenehme Abendstimmung, als uns Benita plötzlich zum Staunen brachte. Mir nichts, dir nichts sprang sie ohne Vorankündigung einfach mal so aus dem Stand auf die 1,30 m hohe Mauer. Mädel! Was machst Du? Erst vor wenigen Wochen waren wir mit ihr beim Tierarzt, weil sie nicht mehr auf die Couch hoch konnte … Also unsere Vierbeiner überraschen uns einfach immer wieder …! Aber genau dafür lieben wir sie ja auch so sehr.

Zum Abschluss des Tages und unseres Aufenthalts hier in Livorno (morgen ging es schon wieder weiter) holten wir uns die obligate Pizza. Lecker war sie; zum Ende der Reise würde es ein Pizza-Ranking geben.


Tag 7: Auf in die Hauptstadt der Toskana: Florenz

Heute mussten wir uns leider schon wieder von Livorno und dem Campingplatz Miramare verabschieden, denn es ging weiter nach Florenz. Doch bevor es soweit war, hatten wir noch alle Zeit der Welt. Der Stellplatz musste erst bis 12 Uhr geräumt werden, von Florenz trennten uns gerade mal eine Stunde Fahrzeit.

Lt. Buchungsbestätigung konnte man zwar schon ab 9 Uhr auf den Platz, doch Abreise war auch dort bis 12 Uhr möglich. Wenn es blöd läuft, reist unser Vormieter erst mittags ab und wir müssen drei Stunden 'auf Halde' warten. Darauf hatten wir keine Lust. Dann starten wir lieber gemütlich in den Tag.

Unsere ursprüngliche Idee, noch einen kurzen Abstecher nach Pisa einzulegen, hatte sich gestern Abend nach einigen Recherchen dann doch wieder zerschlagen. Weil Mia in Städten panische Angst hat, wir aber von einem Besuch in 2014 wissen, dass der Platz rund um den Schiefen Turm ziemlich großzügig gestaltet ist, wollten wir einfach mal wieder einen Versuch starten. Mia vor dem Schiefen Turm – na, das wär' doch mal was. Doch mit der Suche nach einem Parkplatz für unser Wohnmobil kam dann auch die Ernüchterung. Zwar gab es in unmittelbarer Nähe ein, zwei mögliche Plätze. Doch die Bewertungen quollen über vor Warnungen. Gerade in den letzten Tagen wurden hier wohl einige Autos aufgebrochen, trotz angeblicher Video-Überwachung. Und das wollte ich auf gar keinen Fall riskieren! Der ein oder andere wird hierüber sicherlich den Kopf schütteln. Ich kenne einige, die mit 'no risk, no fun' durchs Leben gehen und sich mit ihrem Van/Wohnmobil überall hinstellen. Wir aber nicht. Dann bin ich eben zu langweilig und zu übervorsichtig. Dafür aber muss ich mich nachher nicht mit der Polizei oder mit einer kaputten Tür/einem kaputten Fenster herumschlagen und mir die Urlaubsfreude trüben lassen. Und ich glaube, auch Mia fand unsere Entscheidung 'supi'.

Ein nettes Schwätzchen mit weiteren Campern gehalten, die bereits in Rente sind und hier noch auf unbestimmte Zeit bleiben wollten, drehten wir mit unseren Hunden eine letzte Gassi-Runde am Strand und den Felsen. Mia durfte noch einmal klettern, Benita Grußbotschaften für andere Hunde hinterlassen, danach gab es ein kurzes Frühstück.

Alles wieder zusammengeräumt und im Wohnmobil verstaut, machten wir uns um kurz nach 12 Uhr auf den Weg. Ciao, Miramare! Schön war's. Vielleicht kommen wir mal wieder. Dann aber nur mit einem Terrassenplatz ganz vorne.

Wohnmobil vollgetankt und bei dem uns bereits bekannten Coop in Livorno nochmals den Kühlschrank aufgefüllt, erreichten wir nach einer sehr angenehmen und landschaftlich reizvollen Fahrt über Pontedera und Empoli gegen 13.30 Uhr den Campingplatz hu Camping in town in Florenz.

Hierauf waren wir ja schon die ganze Zeit mächtig gespannt. Als Anton damals mit der Idee um die Ecke kam, einen Platz in Florenz zu buchen, war ich erst einmal nicht so begeistert. Weil ich eben wusste, wie unsere Hunde auf Großstädte reagieren. Florenz nach unserem Erstbesuch 2014 aber ein weiteres Mal zu besuchen, klang schon irgendwie verlockend und so stimmte ich zu. Mit dem Gedanken, dass der Platz schon 'irgendwie ok sein würde', 'es wären ja nur zwei Tage'. Kurze Zeit später entdeckten wir zufällig in einer TV-Reportage ein paar Sequenzen dieses Platzes und schon da stellten wir fest: So übel sieht das gar nicht aus. Und als wir jetzt in die Einfahrt einbogen, waren wir einfach nur baff. Ein großer, top-moderner und durch und durch strukturierter Platz lag da vor uns. Na, wenn das mal keine Überraschung war.

Eingereiht und eine Wartenummer am Terminal gezogen, erfolgte der Check-In dank der Online-Registrierung von heute Morgen innerhalb weniger Minuten. Anton bekam einen Plan mit unserer eingezeichneten Stellplatznummer, die wir auch auf Anhieb fanden. Platz Nr. 163 in der Straße Arrezzo. Zwar direkt neben einem 'Tent', dafür aber ruhig am Ende des Wegs.

Mit knapp 60 qm gehört der Stellplatz Easy sicher nicht zu den größten, war aber ausreichend für uns. Das Auto passte exakt auf die Seite des 'Tents' und so konnten wir uns mit Markise und Stühlen in gewohnter Weise auf dem restlichen Platz ausbreiten. Die Premium-Plätze haben eine Fläche von rund 100 qm, waren allerdings bereits vor über einem dreiviertel Jahr ausgebucht.

Für die nächsten zwei Tage hier eingerichtet und mit den Hunden eine ausgiebige Runde über den Platz gedreht, packte ich kurze Zeit später meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Shuttlebus. Hu Camping Firenze bietet mehrmals täglich einen Shuttle nach Florenz zum Preis von 3 € pro Person (für Hin- und Rückfahrt) an. Ein toller und in meinen Augen auch sehr günstiger Service. Alternativ gibt es noch einen öffentlichen Bus für 1,70 € pro Strecke oder das Taxi. Wer lieber mit seinem eigenen Rad unterwegs ist, für den gibt es ab Platz einen schönen Radweg direkt entlang des Flusses Arno.

Eigentlich hatte ich das heute gar nicht mehr geplant. Aber der Tag war noch lang, warum also nicht nutzen? Anton musste ohnehin wieder ein wenig arbeiten; da würde ich nur stören. Beim Ticket-Kauf am Infopoint noch einen Stadtplan von Florenz mitgenommen, bastelte ich mir noch einen kleinen Rundgang für die nächsten zwei Stunden zusammen. Zu Hause hatte ich mich gar nicht mehr damit beschäftigt. 2014 waren wir im Zuge unserer Kreuzfahrt ebenfalls schon einmal für einige Stunden in Florenz und haben die Stadt individuell und zu Fuß erkundet. Das Wichtigste hatten wir damals gesehen; dieses Mal wollte ich mich eher treiben lassen.

Keine zehn Minuten gefahren, wurden wir an der Piazza Ferrucci aus dem Bus gelassen. Dieser Platz liegt zwar etwas abseits der Sehenswürdigkeiten; von hier aus sind es rund zwanzig Gehminuten zur Kathedrale von Florenz. Dafür muss sich der Busfahrer aber nicht durch die Stadt stauen und man verliert keine wertvolle Zeit. Trotzdem muss/sollte man gut zu Fuß sein. Das ist man aber doch eigentlich ohnehin, wenn man eine City per pedes erkunden möchte.

Mein Weg führte mich heute erst einmal am Arno entlang, und zwar auf der Seite der Boboli-Gärten. Von der Brücke Ponte San Niccolò ein erstes Fotos gemacht, spazierte ich entlang der Lungarno Serristan mit Blick auf die unvergleichliche Skyline von Florenz dem Stadtkern entgegen. Hier war ich noch nie und der Ausblick auf den Fluss sowie die kleinen Grünoasen zwischendurch gefiel mir.

An der Ponte alle Grazie angekommen, eröffnete sich mir ein schöner Blick direkt auf den Turm des Palazzo Vecchio, die Häuser entlang des Flusses spiegelten sich in der Herbstsonne. Von hier sah die Stadt so friedlich und gemütlich aus.

Einige hundert Meter weiter gelaufen, über die Lungarno Torrigiani und die Via de'Bardi erreichte ich schließlich eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt; die Ponte Vecchio. Sie zählt mit ihrer Konstruktion aus drei steinernen Bögen und Säulen zu den weltweit ältesten Brücken ihrer Art und zieht vor allem Romantiker an. Dabei war die ursprüngliche Nutzung alles andere als romantisch. In den Gebäuden auf dem Ponte Vecchio befanden sich Wohnungen und Werkstätten sowie Fleischereien. Erst später wurden die Geschäftsräume an Gold- und Silberschmiede übergeben, die die Gebäude daraufhin um Erker und Balkone ergänzten und somit das heutige Bild schufen. Bewohnt ist der Ponte Vecchio nicht mehr, dafür laden zahlreiche Juwelier- und Kunstgeschäfte zum Einkaufsbummel ein.

Als ich hier um die Ecke bog, traf mich fast der Schlag. So viele Leute auf einen Haufen habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen! Liegt vielleicht daran, dass ich Menschenansammlungen eher meide. Selbst in Dubai im März d. J. war nicht so viel los wie hier. Ein Selfie von der Ponte Vecchio musste aber sein und so suchte ich mir zwischendrin ein kleines Plätzchen. Geschafft! Irgendwo ist immer Platz für die kleine Manuela. :-)

Gleich hinter der Ponte Vecchio rechts abgebogen auf die Lungarno degli Archibusieri, konnte ich mir die schön gestalteten Wohnungen mit Erkern und Balkonen aus nächster Nähe ansehen. Etwas verschachtelt und zusammengeschustert wirkte das ja schon. Gleich hinter mir befand sich das Gebäude der Uffizien. Eines der beliebtesten Kunstmuseen der Stadt, vor dem sich zumeist lange Schlangen bilden.

Vorbei an Eisdielen, Boutiquen und Bars und durch hübsche Gassen hindurch, erreichte ich den Palazzo Vecchio auf der Piazza della Signoria, der als einer der schönsten Plätze Italiens gilt. Das Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt und gilt als weltweit bestes Beispiel für bürgerliche Architektur aus dem 14. Jahrhundert. Ebenfalls hier zu finden sind zahlreiche Kunstwerke und antike Möbel, die im Rahmen von Führungen besichtigt werden können.

Besonderer Anziehungspunkt ist natürlich die Davidstatue von Michelangelo, die sich direkt am Eingang zum Palazzo befindet und selbst Kunstbanausen ein Begriff sein sollte. Seit 1910 findet man hier jedoch nur noch eine Kopie der Original-Statue, die sicher in der Galleria dell'Accademia untergebracht ist, um ihren Verfall zu verhindern.

Nicht minder schön ist aber der auf der anderen Seite liegende Fontana del Nettuno, der Neptunbrunnen. Er wurde 1565 anlässlich der Hochzeit von Francesco de Medici mit Johanna von Österreich errichtet und zeigt Neptun auf seinem von Pferden gezogenen Wagen, umgeben von Nymphen, Flussgottheiten und Tritonen. Nur wenige Schritte weiter steht die Statue von Cosimo de Medici, dem Großherzog der Toskana, von 1594.

Viele weitere hübsche und historische Gebäude umgeben die Piazza della Signoria. Besonders hervorzuheben ist aber noch die Loggia dei Lanzi, bei der der Begriff 'Freilichtmuseum' eine ganz neue Bedeutung bekommt. Denn sie ist ein einzigartiges Beispiel für eine Skulpturengalerie unter freiem Himmel. Sie beherbergt zahlreiche Figuren verschiedener Künstler aus der Zeit der Renaissance. Erbaut wurde die Loggia zwischen 1376 und 1382, um einen angemessenen Rahmen für öffentliche Feierlichkeiten zu schaffen. Vom Dachgarten des Gebäudes konnten die Medici alles überblicken.

Jetzt in der abendlichen Sonne strahlten die Paläste hier besonders schön. Ich freute mich, heute doch noch in die Stadt gefahren zu sein. Das Wetter war ja geradezu perfekt dafür.

Von hier spazierte ich nun wieder kreuz und quer durch verschiedene Gassen und erreichte nach einigen Minuten den Prachtbau der Kathedrale von Florenz. Schon 2014 hatte mich dieser Anblick fasziniert, denn die farbliche Gestaltung und der Mix aus Turm und Kuppel ist schon etwas Besonderes. Leider kann man den Dom von der Piazza Duomo nur sehr beengt betrachten. Dazu ist er von den umliegenden Gebäuden zu sehr umschlossen. Dafür aber erlebt man (vor allem bei einem Erstbesuch) mit Sicherheit einen wahren AHA-Effekt, wenn man um eine der Gassen biegt und plötzlich vor dem imposanten Campanile oder der noch beeindruckenderen Kathedrale steht. So erging es mir damals zumindest. Doch auch heute hat es an Zauber nicht verloren. Wieder stand ich mit offenem Mund davor, legte den Kopf in den Nacken und staunte ob der Schönheit dieser Gebäude.

Der Duomo, der eigentlich Santa Maria del Fiore heißt, ist die viertgrößte Kathedrale Europas und fester Bestandteil der florentinischen Skyline. Im 13. Jahrhundert mit dem Bau begonnen, wurde er erst im 15. Jahrhundert fertiggestellt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Veränderungen vorgenommen, darunter auch die heute bekannte Fassade. Der benachbarte Campanile wurde 1334 entworfen und 1359 fertiggestellt. 20 Jahre nach dem Tod des Architekten.

Das Innere der Kathedrale wirkt auf den ersten Blick ziemlich nüchtern, so wie es bei Kathedralen jedoch häufig der Fall ist. Trotzdem findet man auch hier schöne Gemälde von Michelangelo oder beeindruckende Marmorböden. Die Kuppel ist sicherlich eines der schönsten Bestandteile des Gebäudes. Zur damaligen Zeit wagten sich nicht viele an den Bau eines solchen Gewölbes, das noch heute zu den größten der Welt zählt. 463 Stufen führen in die 115 Meter hohe Kuppel, von wo aus man einen herrlichen Panoramablick über die Stadt genießt. Aufgrund der langen Schlange vor dem Dom verzichtete ich jedoch darauf. Schade, denn was Aussichtspunkte betrifft, bin ich ja eigentlich immer ganz vorne mit dabei.

Der direkt neben der Kathedrale stehende Campanile ist 82 Meter hoch und über 414 Stufen zu erklimmen. Er wurde von Giotto entworfen, jedoch erst weit nach seinem Tod mit Marmor aus verschiedenen Farben fertiggestellt. Den Campanile hatte ich 2014 bereits mit einer Bekannten bestiegen. Ich kann mich daran erinnern, dass wir danach vollkommen fertig waren, die Aussicht aber sehr genossen haben.

Die Taufkapelle gegenüber des Doms ist das älteste Bauwerk von Florenz und stand schon lange vor dem Bau der Kathedrale auf der Piazza di San Giovanni. Ursprünglich im 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. mit dem Bau begonnen, verdankt sie ihr heutiges Aussehen der Renaissance.

Über die Piazza S. Maria in Campo und die Via del Proconsolo ging es langsam wieder zurück zur Bushaltestelle. Ich entdeckte einige verlassene Gassen, teure Ferraris und schöne Süßwarenladen. Entlang der Via Vinegia und Via dei Benci ging es nun wieder am Arno entlang, dieses Mal jedoch auf der anderen Seite. Vorbei an der Biblioteca Nazionale Centrale, überquerte ich nach einiger Zeit die Ponte di San Niccolo und hatte genau den richtigen Moment für ein schönes Sonnenuntergangsfoto über Florenz erwischt. Die Kirchtürme der Stadt spiegelten sich wundervoll im Wasser.

Gegen 18.45 Uhr wieder am hu Campingplatz angekommen, drehten wir gleich noch mit den Hunden eine ausgiebige Runde, bevor es endgültig dunkel wurde. Hier gibt es ausreichend Spaziermöglichkeiten und immer wieder Neues zu entdecken. Verlässt man den Campingplatz zur Straßenseite, kann man ums Eck auch direkt an den Arno laufen, denn auch dort gibt es einen schönen Rad- und Fußweg. Das allerdings haben wir während unseres Aufenthalts nicht getestet, da einfach zu wenig Zeit war.

Am Abend nochmals Fisch gegrillt, sprachen wir über unsere Eindrücke den Campingplatz betreffend. Ich war/bin sogar richtiggehend begeistert davon. Hu Camping Firenze in Town ist für mich DIE Überraschung des Jahres und einer der besten Campingplätze, die wir bisher kennengelernt haben. V. a. natürlich auch in Bezug auf die Nähe zu Florenz.


Tag 8: Rundgang durch Florenz

Der Tag begann mit der üblichen Gassi-Runde vor dem Frühstück. Wir sahen uns die Mobilheime und Zelte näher an und waren überrascht, wie groß die Anlage tatsächlich ist. Ausgebucht war sie nicht. An diesem Wochenende aber von einigen Jugendgruppen und Ausflüglern besucht.

Ein besonderes Highlight ist natürlich die Poolanlage mit gleich zwei Schwimmbecken (für Groß und Klein), einer großen Liege-Terrasse/-Wiese sowie einer Bar nebst Sitzmöglichkeiten. Es gibt Picknickplätze und Grillstationen, ein kleiner Spielplatz ist vorhanden und für den täglichen Bedarf findet man das Notwendigste im eigenen Mini-Markt. Gut frequentiert ist zudem das platzeigene Restaurant, das auch von den Einheimischen gerne besucht wird. Vor allem die Innenraumgestaltung ist topmodern und stylisch. Wände aus Weinflaschen, offene Küche mit Show-Cooking und sogar einen Chef Table gibt es. Es hatte so ein kleines bisschen was von Kreuzfahrtschiff-Feeling. Auf der Außenterrasse gibt es ebenfalls eine ausreichende Platzwahl, zudem öffnet vor allem in den Sommermonaten auch eine kleine Außenbar.

In Florenz zog es auch Anton mal nach draußen und so machte er sich gegen 10 Uhr mit dem Transferbus auf den Weg in die Stadt. Dass wir die Hunde mitnehmen, kam für uns von Anfang an nicht in Frage. Nicht nur, dass sie während der Busfahrt einen Maulkorb tragen müssten (in Italien so üblich, auch wenn einer der Busfahrer sogar darauf bestand, diese Dinger den Hunden wieder abzunehmen); die Menschenmassen wären für Mia ein Fiasko geworden. Benita hätte ich es sogar zugetraut; sie geht überall hin mit. Aber Mia allein zu lassen, kam natürlich auch nicht in Frage.

Und während Anton sich die Stadt näher ansah, sein Hauptaugenmerk aber eher auf Shopping lag, machte ich mich an den längst überfälligen 'Hausputz'. Jetzt hatte ich Zeit, mir lief nichts davon und danach fühlte ich mich auch gleich wieder viel wohler im Wohnmobil. Kaffee gemacht und ein wenig gelesen, stand er gegen die Mittagszeit dann auch schon wieder mit vollbepackten Taschen vor mir. Einkaufsbummel also erfolgreich abgeschlossen. Aber auch die Kultur blieb dabei nicht auf der Strecke. Er zeigte mir anhand seiner Fotos, was er alles gesehen hatte und erlebte dabei sogar noch einen mittelalterlichen Umzug mit allem Drum und Dran.

Gemeinsam ging es nun auf einen Kaffee auf die Restaurant-Terrasse mit anschließendem Fotoshooting. Mia wollte doch unbedingt mal mit der Ape fahren – oder war es nicht vielleicht doch eher Anton? ;) Noch eine Weile beisammen gesessen, schnappte ich mir nun den bereits gepackten Rucksack und fuhr mit dem nächsten Bus nach der Siesta um 14.30 Uhr ein weiteres Mal nach Florenz. Nun folgte Teil 2 meines Rundgangs, den ich mir heute Vormittag noch grob zusammengestellt hatte.

Den Bus an der Piazza Ferrucci verlassen, spazierte ich nun direkt über die Ponte di San Niccolo, folgte dann jedoch nicht dem Arno, sondern bog am Torre della Zecca Vecchia ab in die Via de Malconteti, gefolgt von der Via San Giuseppe. Der Turm ist Teil des florentinischen Mauerrings, der ab 1284 errichtet wurde. Der Name 'Münzturm' erinnert an den Ort, wo die florentinischen Münzen einst geprägt wurden.

Vorbei an der Chiesa Parrochiale die San Giuseppe, erreichte ich nach wenigen Minuten den Seitenflügel der Basilica di Santa Croce an der Largo Piero Bargellini, doch erst nach Betreten der Piazza di San Croce wurde das ganze Ausmaß dieser unglaublich schönen Kirche sichtbar. Fast schon mit einem Heiligenschein strahlte die sich davor befindliche Figur von Dante entgegen.

Um 1294 wurde mit dem dem Bau der größten und bedeutendsten Franziskanerkirche Italiens begonnen. Die Basilica umfasst 16 Kapellen, von denen die Cappella de Pazzi die bekannteste ist. Aufgrund ihrer vielen Grabmäler ist sie inzwischen auch als Pantheon von Florenz bekannt. In keiner anderen Kirche der Welt sind so viele wichtige Personen der Weltgeschichte beerdigt wie hier. Unter anderem findet man die Gräber von Dante, Galileo Galilei und Michelangelo.

Auf der Piazza di Santa Croce fand heute ein Künstler- und Warenmarkt statt, reges Treiben herrschte. Auch ich sah mich natürlich etwas näher um und fand schnell Gefallen an den vielen bunten und einfallsreichen Kunstgegenständen. Ob lustige Enten in allen Formen und Farben, Vasen, Geschirr oder auch Bilder. Da war viel Schönes mit dabei. Aber wie es immer so ist: Gefallen findet man schnell, doch wohin damit? Mir fiel kein passender Platz für all diese Artikel bei uns zu Hause ein und verzichtete daher auf einen Einkauf.

An der Südseite des Platzes steht der komplexe, aber schön anzusehende Palazzo dell'Antella. Der Palast ist ein Zusammenschluss mehrerer Häuser, in denen sich heute Restaurants und Bars befinden, die um diese Zeit bis auf den letzten Platz besetzt waren. Die Fassade ziert zahlreiche Fresken, leider schon an vielen Stellen zerstört; diese Fassade müsste dringend restauriert werden, damit sie wieder an Glanz gewinnt.

Einige Zeit auf dem Platz und am Markt aufgehalten, spazierte ich die Via dell'Anguillara entlang und erreichte wenig später das Monasterio Badia Fiorentina, das älteste Kloster der Stadt, mit ihrer Kirche Chiesa Santa Maria Assunta. Grob vorbei an dem gestern schon besuchten Palazzo Vecchio, entlang einzelner Gassen und letztlich über die Via Calimala erreichte ich den weitläufigen, 100 x 75 Meter großen Bereich der Piazza della Repubblica. Hier findet man zahlreiche schicke Cafés und Restaurants, vor dem Luxus-Hotel Savoy drehten Kinder am historischen Karussell ihre Runden.

Im ersten Moment war ich ein wenig überfordert, denn von allen Seiten strömen Leute hierher, alles war laut und trubelig. Jetzt erst einmal in eine Ecke stellen und alles in Ruhe betrachten.

Zu Herrschaftszeiten des alten Roms wurden auf dem Platz mehrere Tempel errichtet, später etablierte sich hier aufgrund der etlichen Handelsstraßen der Mercato Vecchio (Alter Markt). Auch eine Fischhalle war einst hier zu finden. Heute erinnert nur noch die Colonna dell'Abbodanza an mittelalterliche Zeiten. Die Statue steht in der Mitte des Platzes und ist auch als Nabel der Stadt bekannt. Denn genau hier befindet sich das (exakte) Zentrum der Stadt. Hier treffen die drei historischen Stadtviertel Azzurri, Verdi und Rossi aufeinander.

Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Sanierungsarbeiten und das Areal erstrahlte in französischem Stil. Demzufolge mussten leider viele historische Gebäude weichen. Die meisten der heute hier zu sehenden Gebäude sind im Besitz von Banken und Versicherungen, besonders beeindruckend empfand ich das großartige Tor.

Gleich hier um die Ecke befindet sich das Hard Rock Café, das schon seit Beginn unserer Reiseleidenschaft fester Bestandteil von Stadtbesichtigungen ist. Anton war bereits am Vormittag hier; ich stöberte jetzt durch das Warenangebot und meine Sammlung erweiterte sich um gleich zwei neue Shirts.

Vorbei am schön gestalteten Sophia Loren Café (es wirkte fast schon wie ein Wiener Kaffeehaus), ging es nun mit einem kurzen Blick auf die Kathedrale von Florenz im Hintergrund weiter zur Piazza Madonna degli Aldobrandini mit der Basilica San Lorenzo & Cappelle Medici. Die Basilika wurde 393 geweiht, im 11. Jahrhundert umgebaut und 1418 im Auftrag der Medici erweitert.

Nicht weit davon entfernt befindet sich der Mercato Centrale, der mein nächstes Ziel sei sollte. Ich liebe Märkte und obwohl mir klar war, dass das Angebot am Nachmittag schon stark eingeschränkt sein würde, wollte ich mir die Markthalle etwas näher ansehen. Von außen konnte man sie gar nicht richtig erkennen, vor lauter Marktständen der Pakistani und Inder, die hier ihre stark riechenden Lederwaren feilboten. Es erinnerte mich an unsere ersten Italien-Reisen Anfang der 2000er. Auch am Gardasee standen sie immer und überall mit ihren Lederjacken und wollten sie uns auf Biegen und Brechen andrehen. Nicht nur, dass ich aus Überzeugung keine echten Lederjacken (-waren) trage; allein die Farben und der üble Geruch sind doch schon abschreckend genug.

Die Halle betreten, waren die Fischverkäufer tatsächlich schon mit Aufräumen beschäftigt. Dafür aber gab es noch genug Sehenswertes bei den Obst- und Gemüseständen. Und besonders einladend auch die zahlreichen Delikatessen-Läden, die überquollen vor Waren. Im ersten Stockwerk sind Läden dieser Art nochmals in verstärkter Form zu sehen, außerdem Restaurants verschiedener Arten, die ganztägig bis Mitternacht geöffnet sind.

Die Markthalle von 1860 ist ein imposantes Bauwerk aus Eisen, Gusseisen und Glas, deren Aussehen nach dem Vorbild europäischer Hauptstädte, vor allem Paris, entstanden ist. Eine Runde gedreht, catchte mich die Halle allerdings nicht ganz so wie viele andere, die ich bisher besucht hatte. Irgendetwas fehlte. Sie war mir zu nüchtern, zu dunkel, zu unpersönlich gestaltet.

Wieder auf die übervolle Via dell'Arriento getreten, ging es nun die weniger schöne Via Nazionale entlang, zum Bahnhofsviertel an der Piazza della Stazione. Hier trafen wieder alle Verkehrsmittel aufeinander. Autos, Busse, Radfahrer, Züge und sogar eine Straßenbahn, die hier endet. Nichts wie weg hier, einmal über den Wahnsinn hinweg und abgebogen in die Via degli Avelli, hinter der sich auf der Piazza Santa Maria Novella die gleichnamige Basilica befindet.

So wie die Basilica Santa Croce mit dem Franziskanerorden verbunden ist, so gehört die Basilica Santa Maria Novella zum Dominikanerorden. 1221 entstanden, wurde die Kirche Mitte des 14. Jahrhunderts umstruktruriert und ein Kloster angeschlossen. Im Laufe der Jahrhunderte folgen mehrere Restaurierungen und Anpassungen.

Ich wunderte mich noch über die brav mehrere Meter vom Eingang entfernt stehenden Passanten, bis ich schließlich den hübschen, weißen Käfer nebst Braut darin entdeckte. Eine Asiatin, ganz in Weiß und langem Schleier, ließ sich von allen Seiten fotografieren, bis der Brautvater sie schließlich abholte und in die Kirche geleitete. Großes Hallo unter den Touristen und Einheimischen – als ob man noch nie eine Hochzeit gesehen hätte.

Die Basilika gefiel mir. Ähnlich wie Santa Croce, verfügt sie über einen ganz besonderen Baustil und eine besondere Marmor-Fassade, die in ihrem Weiß-Grün-Grau herrlich entgegen strahlte.

Die großräumige Piazza di Santa Maria Novella, in deren Mitte sich eine kleine grüne Parkanlage mit Sitzgelegenheiten befindet, ist einer der beliebtesten und meistbesuchten Plätze der Stadt. Im 13. Jahrhundert wurden hier einige Häuser direkt vor der Basilica abgerissen, um Platz für die zahlreichen Gläubigen zu schaffen, die keinen mehr im Gotteshaus fanden. Von 1593 bis 1858 fanden hier über 250 Jahre lang schließlich Pferdewagenrennen statt. Die noch heute hier zu sehenden Obelisken markieren die damaligen Wendemarken des Parcours.

Inzwischen war ich schon eine ganze Weile unterwegs, hatte kaum eine Pause eingelegt und so langsam aber sicher merkte ich meine Beine. Eigentlich hatte ich noch ein paar Kirchen eingeplant, doch irgendwie war die Luft raus. Noch eine Kirche? Nö, ich glaube, für heute habe ich Kirchen genug gesehen. Jetzt werden nur noch die mitgenommen, die direkt auf dem Weg liegen. Statt dem Schlenker zur Chiesa Ognissanti spazierte ich die Via dei Sole und Via de'Tornabuoni zur Piazza Santa Trinita mit der gleichnamigen Kirche und dem direkt an der Ecke liegenden Palazzo Spini Feroni. Er ist ein majestätischer Hauspalast, der 1289 für den reichen Tuchhändler und Bankier Geri Spini erbaut wurde. Damals war er der größte Privat-Palast der Stadt, heute befindet sich das Ferragamo-Museum darin.

Hier überquerte ich die Ponte S. Trinita und hatte einen richtig schönen Blick auf die Ponte Vecchio sowie die Häuserzeile links und rechts des Arno. Abgebogen in die Borgo San Jacopo ließ ich die Ponte Vecchio nun sprichwörtlich links liegen und steuerte stattdessen die Piazzale Michaelangelo an, die ich über verschiedene Straßen und Gassen nach einer guten Viertelstunde erreichte. Immer stetig bergauf, vorbei an mittelalterlich anmutenden Gebäuden, die sicherlich schon bessere Zeiten gesehen haben.

Allein hier in dieser Ecke kann man sich gut und gerne einen ganzen Tag aufhalten, befinden sich nur wenige Schritte entfernt z. B. der Palazzo Pitti oder die beeindruckenden Boboli-Gärten mit dem Forte Belvedere. Florenz hat unheimlich viel zu bieten und ein einzelner Tag reicht einfach nicht aus, um alles zu sehen. Nicht einmal von außen. Wer sich intensiv für Florenz' Kunst & Kultur interessiert, kann hier eine ganze Woche problemlos ausfüllen. Allein schon die vielen Museen und Kirchen, deren Besuch unbedingt vorgeplant werden sollte, möchte man nicht stundenlang in der Warteschlange stehen. Dazu ein schöner Einkaufsbummel, hier und dort mal ein Kaffee … und nicht zu vergessen die vielen Aussichtspunkte entlang der Stadt. Ich glaube, ich sollte hier zumindest mal ein verlängertes Wochenende einplanen.

Für heute allerdings näherte ich mich dem Ende meines Rundgangs, dessen Höhepunkt aber auf jeden Fall der Ausblick über Florenz sein sollte. Schon so oft auf Postkarten oder in TV-Reportagen gesehen, wollte ich diesen Panoramablick nun endlich live genießen.

Die letzten paar hundert Meter hatten es ganz schön in sich. Entlang der Via San Niccolò und vorbei an der Porta San Miniato blitzt schon während des Wegs immer mal wieder die Domkuppel hervor, auf der Piazza angekommen, liegt einem Florenz wahrlich zu Füßen. Die Hauptstadt der Toskana nun so zu sehen, mit all ihren Türmen, Kuppeln, historischen Gebäuden und dem Arno, dahinter die Bergkulisse und noch dazu die herrliche Abendsonne – einfach unbeschreiblich! DAS war jetzt wirklich der krönende Abschluss meines Rundgangs.

Dankbar für diesen Moment, stand ich eine ganze Weile hier am Eck und sah mir die Stadt von oben ganz genau an. Wo war ich heute überall unterwegs? Welche Kirchen haben mir am besten gefallen? Völlig in Gedanken versunken, legte mich plötzlich ein chinesisches Pärchen herein. Mit der Frage, ob ich ein Foto von ihnen machen könne, trat ich zurück, um meine Kamera zu verstauen, als sie sich auch schon meinen Platz am Geländer ergattert hatten und nun selbst Fotos machten. Soso, so geht das also. Ich ärgerte mich aber nicht, sondern schmunzelte. Die Asiaten haben eben oftmals keine Zeit – und ich mich ja auch tatsächlich länger als wohl üblich hier aufgehalten.

Die Piazzale Michelangelo wurde 1860 als Platz von Giuseppe Poggi angelegt und ist mit Kopien der Stauten von Michelangelo geschmückt. Auch einige Souvenirstände sind hier zu finden. Unterhalb des Platzes befindet sich ein kleines Restaurant, das natürlich gut besucht war.

Über die Viale G. Poggi ging es nun langsam wieder nach unten, im Blick die Porta San Niccolò, ein inzwischen frei stehender Turm der alten Befestigungsmauer der Stadt. Deutlich besser gefielen mir allerdings Poggys Rampen (Sistema delle Rampe del Poggi), ein auf mehreren Ebenen befindlicher Brunnen, der die Piazzale Michelangelo mit dem Stadtzentrum verbindet und einen fantastischen Wasserfall erzeugt. Ein imposantes Bauwerk mit zahlreichen Feinheiten.

Auf der Piazza G. Poggi angekommen und die Lungarno Benvenuto Cellina entlang spaziert, erreichte ich nach rund zehn Minuten wieder die Piazza Ferrucci. Hundemüde und in freudiger Erwartung des Transferbusses. Die letzten dreieinhalb Stunden war ich fast nonstop auf den Beinen, habe so viel gesehen, so viele Kilometer zurückgelegt und eine Menge an Eindrücken gewonnen. Die mussten jetzt erst einmal alle verarbeitet werden. Die Wartezeit bis zur Abfahrt vertrieb ich mir mit einem Espresso in der Pasticceria Rimani Ferruci, kurz nach 18 Uhr war ich wieder bei meinen Lieben. Müde, aber glücklich über diesen wundervollen Tag in einer wundervollen Stadt.

Zum Beine hochlegen war jetzt aber keine Zeit, denn ich wollte mit den Hunden noch vor Einbruch der Dunkelheit eine kleine Runde drehen. Die Freude war riesig. Auf beiden Seiten. Denn natürlich hatte ich sie heute Nachmittag vermisst und mich schon wieder sehr auf alle zusammen gefreut.

Wie es die Tradition so will, wurde an unserem letzten Abend auf dem Platz weder gekocht noch gegrillt. Es gab mal wieder was vom Restaurant. Während Anton die dritte Pizza dieser Reise testete, entschied ich mich für den Burger Tuscany. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte. Selten einen so leckeren Burger gegessen und auch für Anton sollte es die beste Pizza der Reise werden.


Tag 9: Weiterfahrt nach Venetien (Cavallino)

Zum Abschluss unserer Mini-Rundreise durch Italien und grob gesehen auch zum Abschluss unserer diesjährigen Camping-Saison (außer dem ein oder anderen Wochenendtrip je nach Wetterlage war in diesem Jahr keine größere Reise mehr geplant), sollte es mit den Hunden nochmals an den Strand gehen. Noch einmal ausgiebig toben, buddeln und schnüffeln.

Weil wir noch nie dort waren und alle immer so davon schwärmten, wählten wir dieses Mal Cavallino in Venetien. Manche der größeren Campingplätze hatten bereits geschlossen, andere wiederum waren nur wochenweise buchbar. Der Campingplatz Vela Blu hatte 'gerade noch so' geöffnet; er würde drei Tage nach unserer Abreise die diesjährige Saison beenden. Der Platz war einer der kleineren, gehört jedoch zu Antons Lieblingsplatz 'Villaggio Turistico Internazionale' in Bibione – von daher konnten wir damit doch eigentlich nichts falsch machen – oder doch?

Die heutige Fahrt sollte wieder etwas länger dauern, trotzdem ließen wir uns nicht treiben und drehten nun erst einmal wieder eine letzte Gassi-Runde über den hu Camping Firenze. Es herrschte große Aufbruchstimmung. Gefühlt machte sich gerade jeder Zweite an die Heim- oder Weiterreise. Scheinbar ist Florenz an einem Sonntag nicht so attraktiv.

Benita trödelte, bockte, zog permanent in die andere Richtung, wenn es Nähe Wohnmobil ging. Ein klares Zeichen dafür, dass SIE jetzt noch nicht abreisen wollte. Manchmal wirkt sie wie ein trotziges Kind und gibt es uns immer klar zu verstehen, wenn etwas nicht in ihrem Sinne ist.

Doch es half alles nichts. Noch schnell Brötchen fürs Frühstück geholt und einen schnellen Kaffee getrunken, räumten wir nun alles wieder zusammen und verabschiedeten uns kurz vor 11 Uhr gen Norden. Schön war es hier. Tatsächlich hätten uns so ein, zwei Tage mehr hier ganz gut getan. Allein auf dem Campingplatz kann man es richtig gut aushalten.

Die Fahrt führte uns nun über die A1 nach Bologna und weiter über Ferrara und Padua Richtung Venedig. Auf Höhe der Lagunenstadt eröffneten sich uns wieder wundervolle Ausblicke über die weitreichende Lagune von Venedig und die vielen kleinen Inselchen. Wir entdeckten hübsche Kanäle, einige Fischerboote und zahlreiche Vogelschwärme. Natur pur. Bei Caposile rechts abgebogen Richtung Jesolo und Cavallino, zog sich die Strecke bis zu unserem Ziel nun noch eine gute Stunde. Zwar boten sich uns auch hier immer wieder schöne Ausblicke auf die Lagune, so langsam wollten wir aber auch mal ankommen.

Anfang der 2000er hatten Anton und ich mal ein paar Tage in einem Hotel in Jesolo verbracht. Beide können wir uns nicht mehr so recht daran erinnern, nur, dass wir es damals eigentlich ganz cool fanden. Naja. Da waren wir auch noch jung und hatten andere Prioritäten. Als wir heute an Jesolo und dem dazugehörigen Lido vorbei fuhren, später auch durch einen Teil Cavallinos, waren wir beide eher negativ überrascht. Die vielen positiven Berichte unserer Bekannten und der Familie konnten wir beide nicht so recht nachvollziehen. Gut; vieles hatte hier bereits geschlossen und war verwaist. Aber alles sah so alt, so heruntergekommen aus. Es war einfach nichts Schönes daran. Bars, Läden und verlassene Häuser reihen sich hier aneinander. Langgezogene Straßen. Wenn wir da so an Lignano oder Bibione dachten … dort wird man von buntem Blumenmeer begrüßt, alles strahlt, alles ist sauber und freundlich. Hier wirkte es eher Grau in Grau.

Gegen 14.30 Uhr den Campingplatz Vela Blu erreicht, waren wir auch hier ziemlich überrascht. Aufgrund seiner Verbindung zum Villaggio Turistico Internazionale in Bibione hatten wir wohl beide mit etwas anderem gerechnet. Wir wussten zwar, dass es sich um einen kleinen Platz handelt. Doch irgendwie wirkte er auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar.

Trotz vorheriger Online-Registrierung dauerte die Anmeldung ewig, obwohl wir die einzigen Anreisenden waren. Die Angestellten mussten sich aber auch erst einmal über Gott und die Welt unterhalten; da hatte der Gast doch bitte erst einmal zu warten. Dann der nächste Lacher: Während auf der Bestätigung noch groß und breit die Anreisemöglichkeit ab 12 Uhr (Check-In) geschrieben steht, mussten wir jetzt erst einmal eine halbe Stunde warten, bis wir auf den Stellplatz durften. Ruhepause von 13 bis 15 Uhr. Immerhin 'durften' wir aber noch hinter die Schranke fahren, 'damit das Auto nicht mitten auf der Straße steht'. Ah, super, vielen Dank. Die 200 Meter weiter zu unserem Platz sind dann aber nicht mehr möglich? Ruhepause hin oder her. Hätte man uns gleich vorab darüber informiert, wären wir entweder noch vor 13 Uhr oder eben erst deutlich später angereist.

Egal. Es ist wie es ist. Mit den Hunden drehten wir die erste Gassi-Runde über den Platz und suchten unseren zugeteilten Stellplatz auf. Gebucht hatten wir einen in erster Reihe mit Blick aufs Meer. Soweit so gut. Den Platz fanden wir auch schnell, waren aber noch gespannt, wie wir uns da hinein pfriemeln sollten, standen doch links und rechts die Nachbarn mit ihren Wohnwägen und Autos exakt auf der Linie. Vom Meerblick hatten wir ehrlich gesagt auch nicht besonders viel. Im Sitzen blickt man nämlich direkt auf eine hübsche Betonmauer, über der sich ein Zaun spannt. Wir geben zu: Auf den ersten Blick waren wir nicht so begeistert. Resultierte aber vermutlich auch daraus, dass wir einfach mit zu hohen Erwartungen angereist waren.

Doch die Laune ließen wir uns dadurch nicht verderben. Pünktlich 15 Uhr standen wir wieder am Wohnmobil und bezogen unseren Stellplatz, was dann doch deutlich einfacher war als gedacht. Der Nachbar eilte gleich zu Hilfe. Musste er aber nicht. Anton kann das schon.

Die nächste halbe Stunde wieder alles aufgebaut und den Platz für uns heimelig gestaltet, war es nun doch gar nicht mehr so übel. Die Mauer zum Meer hin war vielleicht für unsere Hunde gar nicht so schlecht, wurden sie nicht ständig von den Volleyball-Spielern und Badegästen aus der Ruhe gebracht.

Anton verschwand kurz zur Rezeption und kam mit zwei Eisbechern wieder zurück. Mmhhh! Das war jetzt aber eine SEHR gute Idee. Wir ließen es uns schmecken und brachen im Anschluss ein weiteres Mal mit den Hunden auf. Nicht ohne eine gewisse Irritation.

Der Platz wirbt u. a. mit seiner besonderen Hundefreundlichkeit sowie mit einem Hundestrand, auf dem sich die Vierbeiner austoben dürfen. Doch an der Rezeption wurden wir von einer jungen Dame sehr eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass am Strand der Campinganlage absolut keine Hunde erlaubt seien. Weder morgens, mittags noch abends. Einfach nie! Würden wir es dennoch wagen, käme sicherlich sofort die örtliche Polizei und wir müssten mit hohen Strafen rechnen. Ups, das war ja mal eine nette Ansage. Da fühlte man sich doch gleich so richtig willkommen. Einen Zettel in den Hand gedrückt bekommen, auf dem zwei mögliche Hundestrände geschrieben standen, konnte uns die Dame aber nicht sagen, wo genau sich diese befinden. 'Keine Ahnung' war die Antwort. Ein Blick auf Google Maps zeigte mir jedoch: Hier, genau 100 Meter von uns entfernt stand ein Hundestrand beschrieben. Ein Blick nach draußen: Da tummeln sich doch auch mindestens zehn Vierbeiner, sogar ohne Leine? Anton wurde es zu bunt und er fragte eine Camperin, die gerade mit ihrem Hund entgegen kam. Die Antwort: Ja, natürlich darf man hier mit Hunden an den Strand, schließlich IST das hier der Hundestrand. - So viel zum Thema Ahnung. Setzt doch bitte fähige Menschen an die Rezeption, die wissen, wo sie sich gerade befinden und was die umliegenden 200 Meter zu bieten haben. Das ist doch wohl nicht zu viel verlangt?!

Also ging es nun auch für uns an den Strand. Sand, soweit man blicken kann. Doch irgend etwas fehlte mir. Auch hier wirkte alles etwas unpersönlich, langweilig, kühl. Man merkte einfach, dass sich die Saison dem Ende zuneigte. Dabei fand ich die geringe Anzahl der Badegäste natürlich mehr als angenehm. Aber es schien die Luft raus zu sein. Vielleicht lag es aber auch am Wetter, denn seit heute Mittag hatte sich die Sonne ein wenig verzogen und es war bewölkt.

Eine ausgiebige Foto- und Videorunde über den Platz gedreht, spazierte ich im Anschluss noch alleine am Strand entlang, sammelte ein paar Muscheln und sah schmunzelnd der Mutter mit ihren beiden Kindern zu, die voller Eifer an einer Sandburg baute, während die Kids schon völlig entnervt von Dannen zogen. Da war wohl eine in ihrem Element.

Die abendliche Stimmung eingefangen, wurde es erstaunlicherweise ziemlich schnell frisch und wir verlagerten das Abendessen sowie den restlichen Abend ausnahmsweise in den Van.


Tag 10: Radrundfahrt entlang der Lagunen und nach Lio Piccolo

Heute Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Bei strahlendem Sonnenschein und sehr warmen Temperaturen ging es mit den Hunden an den noch nahezu menschenleeren Strand. Wir sausten und tobten durch den Sand, der in der Morgensonne glitzerte.

Auf der anschließenden Runde durch den Campingplatz schlug plötzlich mein Herz höher; Bibo, das Maskottchen des Campingplatzes spazierte gerade mit dem Kids Club durch die Anlage. Witzig zu sehen: Kaum hatte Bibo uns entdeckt, lief er mit offenen Armen auf unsere Hunde zu und ließ die Kids einfach stehen. Unsere Vierbeiner waren wenig beeindruckt, Mia versteckte sich sogar hinter Herrli's Beinen. Dafür aber lag ich sofort in Bibo's Armen. Wer mich kennt, weiß, dass mich solche Maskottchen immer begeistern.

Gemütlich gefrühstückt, schnappte ich mir gegen die Mittagszeit wieder mal mein Rad und startete in den heutigen Ausflug. Bereits zu Hause hatte ich von den schönen Radwegen entlang der Lagunen gelesen, gestern in einer Broschüre noch weitere wertvolle Tipps erhalten.

Und so Grau in Grau gestern auf den ersten Blick Jesolo und Cavallino auf uns wirkten, so bunt präsentierte sich mir heute die Gegend in Cavallino-Treporti. Unterm Strich sollte ich die nächsten drei Stunden über 40 Kilometer zurücklegen. Für mich, die das Radfahren eigentlich eher als reine Transportleistung ansieht, um von A nach B zu kommen, eine kleine Sensation. Aber kein Wunder. Bei diesen wundervollen Ausblicken konnte das auch nur Spaß machen.

Und so ging es vom Campingplatz erst einmal über die Via Carlo Alberto Radaelli die Via Fausta entlang. Der Rad- und Fußweg entlang der Hauptstraße ist gut ausgebaut, so dass man einfach nur schnurgerade fahren muss.

In Cavallino angekommen, besuchte ich erst einmal die Chiesa Santa Maria Elisabetta aus dem 18. Jahrhundert. Eine wirklich hübsche, kleine Kirche, die mir sowohl außen wie innen richtig gut gefallen hat. Tatsächlich wirkte sie auch wie gerade eben erst restauriert, vermutlich im Zuge der Bauarbeiten, die rund herum entlang der Straße stattfanden.

Direkt vor der Kirche befindet sich die gleichnamige und sehr ausladende Piazza mit einem Pferde-Denkmal in der Mitte und einer schönen Aussichtsplattform in Richtung Lagune. Rechts abgebogen auf die Via del Casson, fuhr ich die Lagune entlang bis zum Aussichtspunkt Punto panoramico sulla laguna di Venezia. Hier reihen sich zahlreiche kleine (Fischer-)Boote aneinander, am Aussichtspunkt selbst gibt es eine kleine Bank, auf der man es sich eine Weile gemütlich machen kann.

Folgt man der Strecke, erreicht man entlang des Canale Casson nach einigen Kilometern und Überquerung der Ponte Sile Jesolo. Die Besiedlung wird zwischendurch immer weniger, irgendwann streift man nur noch Felder und Wiesen. Ich dagegen drehte hier wieder um und fuhr stattdessen in die andere Richtung weiter.

Die Via della Marinona ist ein hübsch angelegter Radweg mit vielen Grünoasen und einer zur Lagune hin bestehenden Steinmauer, der vom zentralen Platz in Cavallino die Ortschaft Ca'Muestre durchquert und direkt in den neu gestalteten Radweg der Via Pordeli übergeht. Er überblickt die Nordlagune Venedigs mit der Mesole-Küste im Hintergrund und bietet einen beeindruckenden Blick auf die Salzwiesen. Immer wieder blieb ich hier stehen. Zum einen, um den weitreichenden Blick über die Lagune zu genießen, zum anderen, um die vielen verschiedenen Vogelarten zu beobachten, die sich teilweise nicht weit von mir entfernt aufhielten.

Ganz in der Nähe von S. Antonio beginnt der malerische, rund 7 Kilometer lange Radweg 'Via Pordelio', von dem aus man direkt über die Lagune von Venedig blickt und dessen Strecke ganze 5 Kilometer lang über dem Wasser ragt. Damit ist er der längste Radweg Europas über eine Lagune. Mit dem Holzboden versprüht er zusätzlich ein ganz besonderes Wohlfühlambiente. Zwar klackern und rattern die einzelnen Holzlatten bei der Fahrt, aber irgendwie wirkt das gemütlich.

Immer wieder stieg ich ab, machte Fotos, beobachtete die Vögel und entdeckte im Hintergrund, parallel zur Lagune verlaufend, einzelne Türme oder auch brach liegende Gebäude. Wer sich für Befestigungen interessiert, ist auf der Via dei Forti bestens aufgehoben. Auf dem weitläufigen Gelände findet man mehr als 200 original erhaltene Türme, Kasernen und Festungen, die zwischen 1845 und 1920 errichtet wurden. Mich interessierte das weniger, lediglich ein paar auf meiner Strecke liegende Türme, wie u. a. den Torre Telemetrica Ca'Padvoan sah ich mir von außen näher an.

Ein Stückchen am Canale Saccagnana entlang, überquerte ich schließlich die Brücke auf der Via Treportina, die mich nach einiger Zeit in den Stadtkern von Treporti führte. Dort machte ich Halt an der Chiesa Cattolica Parrocchiale della Santissima Trinità, die gleich mit zwei Glockentürmen aufwartet.

Erneut den Canale Saccagnana überquert (der hier eine Schleife im Valle Saccagnana wirft), lag dieser nun wieder rechter Hand und ich fuhr die gleichnamige Via meinem nächsten Ziel entgegen: Dem Örtchen Lio Piccolo. Dabei entfernte ich mich gefühlsmäßig immer mehr von der Gegenwart und reiste Stück für Stück zurück in die Vergangenheit.

Vorbei an den Uferdämmen des Zanella-Tals erreicht man das historische Landgut Prà mit einer eleganten Landvilla sowie der antiken Kirche Chiesa della Beata Vergine del Carmine, die von den ersten Bewohnern der Insel errichtet worden ist. Tatsächlich wirkten diese Häuser fast schon wieder wie ein Freilichtmuseum. Nur mit dem Unterschied, dass sie tatsächlich bewohnt sind.

Auffällig für diese Gegend sind die fruchtbaren Felder und Gemüsegärten. Vor allem Kohl wurde um diese Zeit in Massen angebaut; der Duft schlug einem während der Fahrt ziemlich penetrant entgegen. In allen Größen waren sie zu sehen, dazu aber auch Tomaten, Salate, Auberginen und viele weitere Gemüsesorten. Davon lebt die Gegend hier, die Bauern waren auf ihren Feldern zu sehen, wie sie gerade die Ernte einholten.

Gleich hinter dem Landgut Prà beginnt die einspurige Straße Via di Lio Piccolo. Ihre Nutzung ist in der Zeit vom 1. September bis 30. Juni an Wochenenden sowie Feiertagen für Kraftfahrzeuge nur eingeschränkt möglich. Nämlich nur dann, wenn die Besucher eine Restaurant-Reservierung vorweisen können. Radfahrer, Fußgänger oder auch E-Auto- und Hybrid-Fahrer dürfen dagegen uneingeschränkt einfahren. Für mich nicht so ganz verständlich. Vor allem auch nicht die Einschränkung lediglich in den Wintermonaten und am Wochenende. Die Straße hier ist wirklich eng, es gibt nur an wenigen Stellen Ausweichmöglichkeiten in Form von kleinen Parkbuchten. Meiner Meinung nach sollte die Straße von Haus aus lediglich den Einheimischen vorbehalten sein; Touristen sollten entweder mit dem Rad anreisen oder den Weg zu Fuß zurücklegen.

Während dieser wundervollen Strecke genießt man immer wieder schöne Ausblicke auf die Insel Burano (die ich mir für morgen vorgenommen hatte) sowie auf die aufeinanderfolgenden Sandbänke und Brackwasserteiche, die von ganzen Vogelschwärmen bewohnt werden. Ich hatte wirklich versucht, diese ganz besondere Stimmung auf Fotos festzuhalten. Es ist mir nicht gelungen. Diese wundersame Stille hier, das Zwitschern der Vögel, das Schnappen der Fische und die weitreichenden Ausblicke über eine mehr als tausend Jahre alte und seitdem nahezu unveränderte Natur kann man weder in Worte fassen noch auf Fotografien festhalten. Hier muss man wirklich selbst gewesen sein, um zu verstehen, wie wunderschön die Welt sein kann.

Ein bisschen ärgerte ich mich, dass ich nicht die große Spiegelreflexkamera mit dabei hatte, denn die Vögel hatten sich hier optimal in Position gesetzt. Egal. Es war auch so schön zu beobachten; man muss ja nicht immer alles festhalten.

Nach vielen Pausen, vielen Ah's und Oh's erreichte ich nach einiger Zeit schließlich das alte Dorf Lio Piccolo, das heute nur noch von 22 Menschen bewohnt wird. Es befindet sich im Herzen der nördlichen Lagune, umgeben von der atemberaubenden Landschaft, die über dem Wasser zwischen Fischertälern, langgezogenen Kanälen, bunten Gemüsegärten und Salzwiesen schwebt.

Das Dörfchen selbst besteht eigentlich nur aus einem großen Platz mit der Kirche Santa Maria della Neve sowie einem Glockenturm in armenischem Stil und der Palazzo Boldù. Der Turm hatte heute leider nicht geöffnet, von hier oben kann man ansonsten die komplette Lagune überblicken.

Ich spazierte hinter die Häuserzeile, erreichte das zerfallene Bauernhaus Casa Rossa Lio Piccolo, drehte dann aber auch wieder um. Hier beginnt ein richtig schöner Wanderweg, etwas verwuchert, dafür aber romantisch, der einen schönen Rundweg zwischen den Lagunen bis zum Restaurant Al Notturno bildet. Auch darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von in sich verschachtelten Wegen. Wer genügend Zeit hat, kann sich hier einen ganzen Tag aufhalten, um die unberührte Natur und vor allem die vielen Vogelarten zu beobachten.

Ich dagegen trat nun langsam wieder die Rückreise an. Anfangs noch allein hier unterwegs gewesen, trudelten nun immer mehr Radfahrer ein. Zeit für mich zu gehen. Ich freute mich, diesen Ort noch in Ruhe kennengelernt zu haben. Lio Piccolo ist wirklich ein besonderes Fleckchen. Klein, ruhig … und irgendwie um mindestens ein Jahrhundert zurückversetzt. Wer noch etwas Zeit hat, für den bietet sich noch ein Besuch des Klosters Delle Mesole an. Es ist eines der ältesten Bauwerke der Gegend, das um 1380 erbaut wurde und sich ebenfalls zwischen den Lagunen befindet.

Die kleine Straße wieder nach Treporti zurückgefahren, bog ich nach Überqueren der Brücke an der Via Treportina einige Zeit nach rechts in Richtung Punta Sabbioni ab. Ab hier wurde es wieder trubelig. Entlang der Hauptstraße erreichte ich nach einiger Zeit das Fährterminal von Sabbioni, von wo aus die Schiffe u. a. auch nach Venedig, Murano und Burano ablegen. Hier gibt es große Parkplätze (sowohl für Autos als auch für Fahrräder) sowie Bars und Restaurants, in denen man sich die Wartezeit bis zur Abfahrt vertreiben kann.

Die breit ausgebaute Lungomare Dante Aligheri entlang gefahren (auch der Radweg gleicht hier schon fast einer 'Autobahn') erreichte ich nach einer guten Viertelstunde schließlich den Faro di Punta Sabbioni. Der Weg hier zieht sich ganz schön. Zu sehen gibt es auch nicht besonders viel. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen reiht sich ein Campingplatz an den anderen, wovon es hier in Cavallino insgesamt über 20 Stück geben soll. In den Sommermonaten, wenn alle bis auf den letzten Platz belegt sind, möchte ich mich hier ehrlich gesagt nicht aufhalten.

Der 26 Meter hohe Leuchtturm von Punta Sabbioni wird aufgrund seiner Form auch gerne als Pagode bezeichnet. Er befindet sich am Ende eines Damms, der den Hafen von Punta Sabbioni/Lido begrenzt. Irgendwie entsprach er nicht so ganz 'meinen' Vorstellungen eines Leuchtturms, so dass ich darauf verzichtete, den mehrere hundert Meter langen Damm nach hinten zu laufen. Viel war nicht los, nur vereinzelt flanierten Besucher entlang. Ich beschloss, mich langsam wieder auf den Rückweg zu machen. Tatsächlich war es von hier aus noch eine gute halbe Stunde Fahrt zurück 'nach Hause'. Allzu spät wollte ich heute auch nicht zurückkehren, und so düste ich die Via Fausta schnurgerade zurück.

Tatsächlich hätte Cavallino hier noch eine Menge mehr zu bieten. Wie bereits oben erwähnt, kann man sich allein um Lio Piccolo und dem Kloster Mesole mit den zahlreichen idyllischen Wanderwegen schon einen ganzen Tag aufhalten. Dazu die zum Teil touristischen Gebiete um den Punta Sabbioni, aber auch den Faro di Cavallino, der Leuchtturm, der sich am östlichen Ende der Landzunge befindet. Dazwischen Festungen, Türme und eine ganze Menge an Freizeiteinrichtungen.

Auch wenn uns Cavallino gestern bei der Durchfahrt etwas abgeschreckt hatte. Heute präsentierte sich mir die Gegend in einem völlig anderen Licht. Niemals hätte ich gedacht, hier so viel wunderbare Natur zu finden, so viel Ruhe und Erholung. Dazu braucht es gerade mal eine halbe Stunde mit dem Rad – und man ist mittendrin. Einfach herrlich!

Voller Begeisterung, aber auch ein bisschen kaputt, machten wir uns nun zu Viert auf den Weg ins Café. Ein leckerer Cappuccino, dazu ein echtes italienisches Eis. Das hatte ich mir jetzt verdient. Kurze Zeit später setzten sich zwei Camper-Bekannte zu uns. Sie waren unsere Nachbarn auf dem hu Campingplatz in Florenz. Auf der Suche nach einem letzten Stopp Richtung Heimat schlugen wir ihnen den Vela Blu vor, den sie daraufhin auch sofort buchten und nun wieder nur wenige Plätze von uns entfernt standen. Wir unterhielten uns über ihre Reisepläne und waren doch wieder ein klein wenig 'neidisch', dass sie im Rentenalter so völlig frei unterwegs waren.

Mit einer kleinen Pause am Stellplatz drehten wir in den frühen Abendstunden wieder eine ausgiebige Strandrunde. Viele andere Hunde tobten noch im Wasser. Die Vierbeiner waren allesamt außer Rand und Band. Ein wundervolles Bild.

Den restlichen Abend konnten wir dank der deutlich wärmeren Temperaturen als gestern Abend noch ziemlich lange draußen verbringen und kochten uns jetzt erst einmal meine geliebte Pasta.


Tag 11: Ausflug nach Burano

Schon mindestens 10 x die Lagunenstadt Venedig besucht, hatte ich es doch tatsächlich noch kein einziges Mal auf die Inseln Murano oder Burano geschafft. Wie kann das sein? - Irgendwie lag immer Venedig selbst im Fokus. Die Inseln waren gefühlsmäßig viel zu weit weg. Zu aufwändig zu erreichen. Doch nicht dieses Mal. Sobald feststand, dass wir am Ende unserer Mini-Rundreise noch ein paar Tage in Cavallino verbringen würden, machte ich mich sogleich an die Planung. Und weil Burano deutlich näher lag, war der Besuch der bunten Insel auch schnell eingetütet.

Nach unserer üblichen Vormittags-Routine (Gassi durch die Campinganlage und gemütliches Frühstück), ging es mit dem Fahrrad Punkt 12 Uhr zum 7 Kilometer entfernten Fähranleger Treporti. Den Großteil der Strecke kannte ich ja bereits von meiner Tour gestern. Der Blick auf den Akkustand verhieß nichts Gutes. Er war fast leer; natürlich hatte ich es mal wieder versäumt, ihn aufzuladen. Egal. Die paar Kilometer werde ich noch schaffen.

Aufgrund meines Bus-Erlebnisses Anfang September in Lido di Spina (Bus kam trotz Fahrplan nicht) war ich mir trotz intensiver Recherche des Fährplans im Internet nicht 'so' ganz sicher, ob das heute alles klappt. Laut Plan sollte das nächste Schiff um 12.44 Uhr ablegen. Aber bei den Italienern weiß man es ja nie so genau.

Der Fahrradparkplatz war brechend voll, die Räder lagen schon kreuz und quer am Boden und wurden an Büschen festgezurrt. Na wunderbar. Gerade das richtige für mich, die ohnehin immer Angst hat, dass ihr irgendwas geklaut wird. Ich quetschte mein Rad in eine kleine Lücke zwischen zwei anderen, hoffentlich ist es später noch da.

Im Gegensatz zum Fährterminal in Sabbioni war es hier ziemlich ruhig. Das Ticket für die Linie 12 holte ich mir in der Bar Marina zum Preis von 19 € (hin und zurück, Stand: Oktober 2023). Direkt am Anleger gibt es auch einen Automaten, der war mir allerdings zu kompliziert. Und siehe da: Überpünktlich kam die Fähre aus Sabbioni an und fuhr uns innerhalb der nächsten Viertelstunde nach Burano.

Während der Fahrt genießt man Ausblicke über die Lagune, auch den Kirchturm des Dörfchens Lio Piccolo, das ich gestern besucht hatte, konnte man erkennen. Das Schiff war kaum besetzt, insgesamt waren wir gerade mal zehn Leute, wovon der Großteil Bewohner Buranos waren, die gerade von ihrem Einkauf in Cavallino zurückkehrten.

Momentan war es leider noch etwas gräulich, die Wolken wollten nicht so recht verschwinden. Schade, denn natürlich hatte ich auf blauen Himmel gehofft. Doch gut Ding will Weile haben; nach und nach machte der Himmel auf und ich bekam meinen fast wolkenlosen blauen Traumhimmel.

Die Fähre verlassen, stand ich nun im Norden der Insel Burano und war tatsächlich etwas überrascht. Irgendwie hatte ich mir die Insel viel kleiner und auch irgendwie ruhiger vorgestellt. Stattdessen war das gleich vor mir liegende Restaurant proppevoll und lautes Gelächter und Geschrei kam mir entgegen. Hm. Na mal sehen …

Dieser Eindruck änderte sich dann aber bereits in den nächsten fünf Minuten wieder. Ich spazierte einfach mal drauf los und stand prompt inmitten leerer Gassen und bunter Häuser. Wo waren all die Menschen hin? Schon jetzt klackerte und ratterte meine Kamera. Na das kann ja was werden.

Burano ist (neben Murano und Torcello) eine der bekanntesten Inseln der venezianischen Lagune, liegt rund 7 Kilometer nördlich von Venedig und ist weltweit für seine Spitzen und farbenfrohen Häuser bekannt.

Ehemals ein Fischerdorf, hat sich Burano in den letzten Jahrhunderten zu einem wichtigen Zentrum für die Spitzenherstellung entwickelt. Sie ist wichtiger Teil der venezianischen Tradition und Burano einer der wenigen Orte, an denen diese Kunst noch immer in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Doch mindestens genauso faszinierend sind die Häuser auf Burano, die mit wenigen Ausnahmen in leuchtenden Farben gestrichen sind. Diese Tradition des Anstrichs soll den Ursprung in der Fischerei haben, damit die Fischer ihre Häuser auch bei schlechtem Wetter und Nebel wieder erkennen konnten. Jede Familie sollte dabei eine ganz eigene Farbe haben. Heute gelten sie als historisches und kulturelles Erbe Buranos, das die Bewohner voller Stolz hegen und pflegen.

Ein bisschen hatte ich den Eindruck, die Insulaner sind dazu angehalten, Burano möglichst fotogen und romantisch zu präsentieren. Zwischen den teils sehr engen Gassen hing die frisch gewaschene und wohl duftende Wäsche von den Leinen, vor den Eingangstüren standen die voll bepackten Wäscheständer. Oder war heute generell einfach Waschtag auf der Insel? Etwas intim war das ja schon. Also ich möchte eher nicht, dass fremde Menschen an meiner Wäsche vorbei spazieren. Doch hier gehört es einfach dazu, hier ist das vollkommen normal.

Anfangs noch einen strukturierten Rundgang geplant, verwarf ich dieses Ansinnen schnell wieder. Die Gassen sind hier so verwinkelt, dass man am besten einfach drauf los stiefelt. Kommt man aus der einen heraus, eröffnen sich gleich drei weitere, die einen magisch anziehen. Teilweise gibt es richtig nette, sogar explizit benannte Gassen und Ecken, durch die man spaziert und dann direkt vor einer Haustür steht.

Während einige Fassaden in den engeren Gassen langsam wieder renovierungsbedürftig erscheinen und doch schon etwas bröckeln, blitzen die Häuser direkt an den Kanälen 1a entgegen. Hier blättert nichts ab. Hier findet man Motive wie aus dem Bilderbuch.

Ich erspare es Euch an dieser Stelle, meinen genauen Rundgang mit Gassen und Kanälen zu beschreiben. Im Gegensatz zu meinen Stadtrundgängen, die von meinen Lesern oft gerne ausgedruckt und vor Ort 'nachgegangen' werden, gibt es hier nicht 'die' ultimative Route. Nur eins soll gesagt sein: Nehmt Euch Zeit! Viel Zeit! Genießt den Spaziergang über die Insel, blickt in die kleinste und entlegendste Ecke, denn genau dort seid Ihr in aller Regel allein und könnt die farbenfrohe Insel auf Euch wirken lassen.

Gut, der ein oder andere Influencer taucht immer irgendwo auf und geht 10x an der Tür, dem Fenster oder dem Haus vorbei, um das möglichst perfekte Bild zu erhaschen. Auch ich traf das ein oder andere Mal auf ganze Mädels-Gruppen, deren einziges Ziel dieses Ausflugs darin bestand, möglichst tolle Insta-Fotos zu bekommen. Viele von ihnen erkannte man schon von Weitem in ihren Prinzessinnen-Kleidchen, hohen Schuhen und mindestens 3 Kilo Make-Up. Ganz ehrlich? Jedem das seine, aber das ein oder andere Mal schob ich dann doch auch eine der Grazien auf die Seite oder stellte mich einfach auch mal hin, um ein Foto (ohne Personen) zu machen. Ich hab' ja schließlich nicht ewig Zeit.

Verwundert war ich über die Katze, die hier plötzlich mitten im Weg lag und sich von mir so gar nicht beirren ließ. Touristen ist sie also schon mal gewöhnt, ein Halsband hatte sie auch. Naja, verloren gehen kann sie auf der Insel ja nicht und mit den vielen Tauben war sie sichtlich beschäftigt.

Einen interessanten Kontrast zu den vielen bunten Häusern rund herum bildet der Torre dell'acquedotto, der Wasserturm. Er ist nämlich das einzige Gebäude, das nicht bunt angestrichen ist. Trotz seiner Höhe ist er maximal vom Wasser aus zu sehen, nicht jedoch direkt auf der Insel, außer, man steht direkt davor. Leider ist der Turm verschlossen und kann nicht besichtigt werden. Eigentlich schade, denn der Ausblick von dort oben ist sicher überragend.

Ich spazierte verschiedene Kanäle entlang, die immer mal wieder von Brücken überspannt werden. Von hier aus bieten sich zahlreiche schöne Motive.

Der größte Platz auf der Insel ist sicherlich die Piazza Baldassare Galuppi, in deren Mitte die Statue von eben dieser Person zu finden ist. Ein italienischer Komponist aus dem 18. Jahrhundert, der mir allerdings gar nichts sagte. Schon entlang der gleichnamigen Via wurde es voll. War ich gerade eben noch allein in den Gässchen unterwegs, brodelte hier das Leben. Links und rechts Boutiquen, Souvenir-Shops, Restaurants und Bars.

Burano ist im Übrigen auch bekannt für seine hervorragende Küche, insbesondere für Meeresfrüchte. Das Risotto de gò ist ein Reisegericht mit Fleisch von Grundeln, das traditionell hier auf der Insel zubereitet wird. Er ist eine Delikatesse der venezianischen Küche, ebenso wie die frittierten Meeresfrüchte.

Da nahezu jeder einzelne Platz in den hiesigen Restaurants besetzt war, konnte ich mir beim Vorbeigehen einen kleinen Eindruck über die Gerichte verschaffen und nicht nur einmal lief mir das Wasser im Mund zusammen. Aber so ganz allein hatte ich jetzt auch keine Lust, Essen zu gehen. So etwas genieße ich dann doch eher in guter Gesellschaft.

Am Ende des Platzes steht die Chiesa San Martino mit dem schiefen 53 Meter hohen Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert, der ein faszinierendes Beispiel für die Instabilität des Untergrunds der Lagune ist. Schon während der Anreise mit der Fähre hatte ich den Schiefen Turm entdeckt und war überrascht. Das war mir so gar nicht bekannt.

In den 1990er Jahren wurde der Turm aufwändig restauriert, um seine Schieflage zu stabilisieren. Grundsätzlich kann er gegen eine kleine Gebühr besichtigt werden; heute allerdings war der Aufstieg geschlossen. Schade. Mich näher im Inneren der Kirche umgesehen, verließ ich den Trubel dieses Platzes langsam wieder und spazierte gemütlich entlang der Lagune weiter um die Insel. Dabei entdeckte ich einen Platz, von dem aus man den Schiefen Turm wunderbar betrachten konnte. Was für ein Anblick, irgendwie sah es so unwirklich aus.

Manche der Gassen auch ein zweites und drittes Mal hindurch spaziert, entdeckte ich auch die vielen kleinen Besonderheiten: Hübsche Dekorationen an den Fenster und Türen, aus Ton hergestellte Hausnummern-Schilder. Ich blickte sogar in die Werkstatt, die genau diese Schilder herstellte. 100 % Handarbeit und jedes Teil ein Unikat. Natürlich auch käuflich zu erwerben; aber bei uns würde es einfach nicht passen.

Ob durch die Calle delle Bottel oder die Calle Caletta. Jede einzelne Gasse und Straße hat hier seinen Reiz. Aber Vorsicht: Manchmal muss man auch den Kopf einziehen!

Gut zweieinhalb Stunden hielt ich mich hier auf der Insel auf, durchlief gefühlt jede einzelne Gasse, hatte mindestens wenn nicht noch mehr Fotos auf der Kamera und war letztendlich richtig platt. Platt von den vielen wunderbaren Eindrücken. Burano ist mehr als nur sehenswert, es ist ein absolutes Muss für jeden Venedig-Besucher. Und doch scheint die Insel noch so vielen unbekannt zu sein. Als ich am Ende des Tages ein paar Fotos in meine Social-Media-Kanäle stellte, hörte ich von allen Seite nur ein 'oh' und 'ah' und ein 'da muss ich unbedingt auch mal hin'. Ich glaube, da habe ich zumindest in meinem Freundes- und Bekanntenkreis was losgetreten, denn jeder war einfach nur noch begeistert von den bunten Farben Buranos.

Müde, aber unendlich happy über diesen gelungenen Abschluss einer ohnehin schon fantastischen Rundreise wartete ich nun geduldig auf die Fähre zurück nach Treporti. Mein Fahrrad war zum Glück noch an Ort und Stelle und so düste ich wieder in Richtung Campingplatz Vela Blu.

Dort angekommen, sprudelte es nur so aus mir heraus. Bei unserem obligaten Nachmittagskaffee im Restaurant zeigte ich ein paar Bilder und berichtete von meinen Eindrücken.

Erst zum Sonnenuntergang hin drehten wir nochmals eine ausgiebige Strandrunde mit den Hunden. Die letzte für dieses Jahr, denn morgen ging es schon wieder nach Hause. Die Abendsonne glitzerte im Meer, wir tobten mit den Hunden, spielten Fangen und ließen sie Löcher buddeln. Diese Spaziergänge werden mir fehlen. Den Winter über muss ich wohl von den vielen Fotos und Videos zehren.

Und um unserer Tradition endgültig treu zu bleiben, gab es für uns beide heute Abend nochmals eine Pizza vom hauseigenen Restaurant. Pizza geht irgendwie immer. Das zumindest haben wir festgestellt. Anton hatte sein persönliches Ranking dieser Reise schnell beisammen. Vielleicht sollten wir mal einen Pizza-Reiseführer gestalten? ;)

Das Tiramisu lag anschließend zwar schwer im Magen, musste aber sein, nachdem wir die gesamte Reise über bisher kein einziges (gutes) bekommen hatten. Müde vom Tag und weil es draußen auch langsam wieder frisch wurde, verzogen wir uns gegen 21 Uhr ins Wohnmobil und genossen den letzten Abend im Van.


Tag 12: Es geht wieder nach Hause

Obwohl uns diese Reise deutlich länger vorkam als sie tatsächlich war (hätte man uns gefragt, hätten wir ohne zu Zögern behauptet, mindestens drei Wochen unterwegs gewesen zu sein), hielt sich die Freude auf den bevorstehenden Arbeits-Alltag stark in Grenzen.

Doch jede Reise geht einmal zu Ende. Noch sind wir keine Rentner, die auf unbegrenzte Zeit durch die Welt reisen können. Schade eigentlich. ;) Dafür aber gibt es wieder neue Reisen, wenngleich die nächste längere jetzt erst einmal wieder ein paar Monate auf sich warten lässt.

Tatsächlich hätte ich es hier in Cavallino schon noch ein paar Tage aushalten können. Murano steht z. B. noch auf meiner Liste. Aber auch viele andere Inseln rund um Venedig scheinen durchaus einen Besuch wert zu sein.

Einzig der Campingplatz machte uns die Abreise nicht ganz so schwer. Gestern noch wollten wir unser Frischwasser auffüllen. Wasser ist laut Ausschreibung am Platz vorhanden und im Preis enthalten. Tatsächlich aber musste man sich für 2 € Gebühr an der Rezeption den 'Hahn' kaufen. Ohne Hahn kein Wasser. Unverschämt! Dabei geht es sicher nicht um die 2 €, sondern ums Prinzip, weil hier für jeden Mist extra verlangt wird.

Am Tag der Abreise wollte Anton schließlich noch das Chemie-WC entfernen. Stand er vor verschlossenen Türen. Die Dame am Infopoint (die gleiche, die keine Ahnung bzgl. des Hundestrandes hatte), stellte sich dumm, verstand angeblich plötzlich kein Wort mehr (weder Englisch noch Deutsch) und schickte ihn zur Rezeption, an der aber gerade 10 Leute beim Check-Out waren. Nicht nur die Saison neigte sich hier dem Ende entgegen, die Freundlichkeit war wohl schon längst im Urlaub.

Alles zusammengepackt und von den Nachbarn verabschiedet, machten wir uns schließlich gegen 11 Uhr langsam auf den Nachhauseweg. Die ersten drei Kilometer gefahren, rief uns die Rezeption auf dem Handy an: Ausweis vergessen! Na wunderbar. Also wieder zurück.

Sechs Stunden zeigte uns das Navi an. Wir beschlossen, statt der Tauernautobahn mit dem seit etwa einer Woche halbseitig gesperrten Tauerntunnel lieber wieder den Brenner zu nehmen. Ob das eine so gute Idee war? Lief es anfangs noch ganz gut, standen wir dann auch hier im Stau. An mehreren Stellen staute sich die LKW-Spur auf vier bis fünf Kilometer. Noch nie habe ich so eine lange Lastwagen-Kolonne gesehen. Woran das wohl lag? Wir haben es nie erfahren, vermuten jedoch, dass auch sie alle die Tauernautobahn vermieden.

Aber wer weiß, wie es auf der anderen Seite ausgesehen hätte. Trotzdem lagen unsere Nerven langsam blank. Zwei Mal war es kurz davor, dass uns jemand ins Wohnmobil rauschte. Einmal der LKW-Fahrer, der uns partout nicht einfädeln lassen wollte. Und dann der Busfahrer, der uns komplett übersah. Als dann ein anderer Busfahrer sein Gefährt nicht einschätzen konnte (komisch, dass so ein Bus breiter ist als 2,10?) und dem LKW-Fahrer seinen linken Spiegel abfuhr, waren alle hinter ihm begeistert, dass er nun einen weiteren Stau produzierte. Himmel! Lass uns nur einfach irgendwie nach Hause kommen. Ich weiß schon, warum ich lange Autofahrten nicht mag.

In Südtirol eine letzte kleine Pause mit Croissant und Cappuccino eingelegt, erreichten wir gegen 18.30 Uhr wieder unser trautes Heim. Jetzt schnell auspacken und ab auf die Couch. Schon morgen ging es wieder in die Arbeit.

Eine wundervolle und durch und durch gelungene Reise lag hinter uns. Unsere Ziele waren abwechslungsreich, interessant und in vielen Punkten mehr als positiv überraschend. Wir stellten fest, dass kurzfristige Planänderungen gar nicht so übel sind und es immer Alternativen gibt. Die Hunde fühlten sich vom ersten bis zum letzten Tag an wohl, entdeckten weitere Interessen und lernten neue Freunde kennen. Auch wir hatten nette Begegnungen mit anderen Campern und sammelten Campingplatz-Tipps für eine weitere Toskana-Reise. Eine Tour, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die knapp 2000 Fotos müssen nun erst noch sortiert werden …